|
...
Kleine Katechese
Inhaltsübersicht:
Einleitung
zur Katechese 1 - Die Stimme ruft zum ersten Mal oder als Download herunterladen
zur Katechese 2 - Jesus will das Opfer der Freiheit oder als Download herunterladen
zur Katechese 3 - Die Arbeit im Weinberg des Herrn oder als Download herunterladen
zur Katechese 4 - Freuden und Schmerzen oder als Download herunterladen
zur Katechese 5 - Die Felder sind reif zur Ernte oder als Download herunterladen
zur Katechese 6 - Gotteslob in Müh und Ruh oder als Download herunterladen
zur Katechese 7 - Ein kostbares Heilmittel oder als Download herunterladen
zur Katechese 8 - Wunderbare Hilfe in den Prüfungen oder als Download herunterladen
zur Katechese 9 - Kreuzträgerin sein wie Simon von Cyrene oder als Download herunterladen
zur Katechese 10 - Demütiges Opferleben oder als Download herunterladen
zur Katechese 11 - Die Verborgenheit der Heiligen oder als Download herunterladen
zur Katechese 12 - Die letzten Bitten der Liebe oder als Download herunterladen
Einleitung
Liebe Mitglieder und Freunde!
Wir möchten mit einer kleinen Katechese beginnen.
Es wird immer wieder Fortsetzungen in unbestimmten Abständen geben.
Ich möchte Ihnen das Leben und die Verehrung des
Hl. Antlitzes von Sr. Pierina näher bringen.
So werde ich Ausschnitte aus ihrem Buch:
„Sendbotin des hl. Antlitzes“ (1959) zusammenfassen!
Wir werden sie immer wieder auf unsere Homepage stellen und so können auch Sie ihr Leben und die Botschaften Jesu mit verfolgen!
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Sr. Christine vom Kreuz OCDS
Die Sendbotin des hl. Antlitzes Schwester Maria Pierina de Micheli
1890 - 1945
Katechese 1:
Die Stimme ruft zum ersten Mal
Karfreitag 1902
In der kleinen Kirche San Pietro in Sala in Mailand stellen sich die Gläubigen in die Reihe um das Kreuz zu küssen.
Ein zwölfjähriges Mädchen, das in der Reihe steht, Giuseppina de Micheli, hört eine Stimme:
„Küsst mir denn niemand das Gesicht zur Sühne für den Kuss des Judas?“
Das Mädchen bemerkt nicht, dass nur sie die Stimme hört!
In ihrem Herzen antwortet sie:
„Ich werde dir den Liebeskuss geben, Jesus! Wart nur, bis ich drankomme!“
Beim Kreuz angekommen, drückt sie einen herzhaften Kuss auf das Angesicht Christi; es ist dies ein Ausdruck ihrer innigen Liebe! Sie verlässt die Kirche mit dem Vorsatz, das Antlitz des gekreuzigten Heilands oft zu küssen um den Judaskuss zu sühnen.
Als am 11.September 1890, an dem damals das Fest Mariä Namen gefeiert wurde, Giuseppina zum ersten Mal ihre Äuglein öffnete, da wollten es ihre frommen Eltern Cesare de Micheli und Luigina Radice nicht, dass ihr Töchterchen auch nur einen Tag lang ohne die heiligmachende Gnade sei, und brachten es sogleich zur Taufe.
Die kleine Knospe, die da durch den echten Glauben der Eltern geweiht wurde, sollte sich unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter bald zu einer prächtigen Blüte entfalten und zu einer großen und auserwählten Seele heranreifen!
An diesem Tag waren nicht nur die Eltern voll Freude, sondern auch die Geschwister Giovannina, Angelina, Riccardo, Piero und die kleine Maria!
Der Sohn Giuseppino war im Alter von 13 Jahren gestorben.
Vor seinem Heimgang am 1. April 1892 konnte der Vater noch all seine Kinder umarmen!
Frau Luigina, eine tapfere Frau, musste nun allein für ihre Familie sorgen. Sie begann den Tag mit der Heiligen Messe. Vormittags kümmerte sie sich um das Geschäft und nachmittags betete sie in ihrem Zimmer. Am Abend versammelte sie all ihre Kinder zum gemeinsamen Rosenkranzgebet!
Die älteste Tochter Angelina half bei der Erziehung der jüngeren Geschwister und musste so ihren Wunsch, in einem beschaulichen Orden einzutreten, zurückstellen.
Giuseppina hatte in ihrer Familie ein gutes Beispiel der Stärke und des christlichen Lebens. Körperlich war sie zwar schwächlich, besaß aber einen starken Charakter. Später sollte sie diese Charakterstärke in der Übung der Tugenden bewahren und eines Tages ausrufen:
„Ich will in der Liebe zum Heiland nicht übertroffen werden!“
Manchmal war die Kleine jedoch auch sehr impulsiv und stets musste sie das letzte Wort haben!
Sie wurde von ihrer großen Schwester angehalten, kleine Opfernovenen zu Ehren der Gottesmutter und des Jesukindes zu halten. Angelina führte sie auch oft in die Kirche zu einem Besuch des Allerheiligsten. Während des Tages lehrte Angelina die Kleine einige Stunden im Schweigen zu verbringen. Dank ihrer Schwester begann sie ein tief innerliches Leben.
Auf diese Weise lernte sie auch das Geheimnis des Leidens und die Tugend der Verborgenheit.
Weder ihre Familie noch ihre späteren Ordensschwestern ahnten je etwas von den außerordentlichen Prüfungen und den unendlichen Gnaden, die der Himmel für sie bereit hatte! Erst nach ihrem Tode erfuhren sie davon.
Nur Angelina und später Mater M. Stanislaa waren ihre Vertrauten.
Eines Tages hörte Giuseppina daheim von der Firmung reden, die in der Pfarrkirche San Pietro in Sala erteilt werden sollte. Sie sehnte sich brennend danach, dieses Sakrament zu empfangen. Doch man sagte ihr, sie sei noch zu klein.
Es vergingen die Jahre, Riccardo war ins Seminar eingetreten, um sich Gott zu weihen.
Giuseppina, die von Gott auserwählt war, eine Andacht zu verbreiten, welche die Seelen unwiderstehlich zu Jesus hinziehen sollte, musste sehr harte Prüfungen bestehen.
Eines Tages erschien ihr der Teufel in ihrem Zimmer, diese Erscheinung rief großen Schrecken in ihr hervor! So musste sie viel leiden.
Dieses Leiden steigerte sich, als sie in die Schule kam. Sie war sehr zart und brauchte viel Bewegung und frische Luft; es war ihr unerträglich stundenlang in der Bank stillzusitzen.
Nach und nach triumphierte jedoch in diesen großmütigen Herzchen der Gedanke, Jesus ein Opfer darzubringen zu können. Immer tiefer machte sich bei ihr die Frömmigkeit fühlbar.
Riccardo lud sie eines Tages ein, einen Satz zu schreiben. Sie schrieb: Ich habe Jesus lieb! Der Bruder lächelte und freute sich als er den Keim der Liebe zu Jesus in ihr erkannte.
Riccardo bemerkte auch, dass die Kleine ihre häufigen körperlichen Leiden zu verbergen wusste und sich stets fröhlich zeigte.
Angelina bereitete sie liebevoll auf den großen Tag ihrer Erstkommunion vor.
Am Jahrestag ihrer Erstkommunion den 3. Mai 1943 schrieb Giuseppina in ihr Tagebuch: Damals sah ich das Jesuskind in der Hostie…, es war das Paradies auf Erden. Heute sehe ich nur im Glauben. Ich weiß, dass er mich liebt!
Und Jesus, der sie so sehr begnadet hat, verlangte bald ein großes Opfer von ihr. Er berief sie zu einer innigen Vereinigung mit sich und wollte sie sich darum angleichen durch das Kreuz, das die Menschen läutert und erhebt.
Jesus verlangte nun die Trennung von Angelina, ihren lieben „Mutter“. Da diese nun die Pflicht gegenüber der Familie erfüllt hatte, trat sie am 2. Oktober 1900 bei den Sakramente-Schwestern in Soregno ein. Das war ein großer Schmerz für die kleine Schwester, die ernstlich erkrankte und nur durch die Gnade Gottes wieder gesund wurde. Giuseppina bewahrte alles in ihrem Herzen und lebte weiter das Leben der Abtötung.
Der Heiland berief sie, sich um ihn, um die Ehre Gottes und das Heil der Seelen zu kümmern.
Da sie selber ja nicht die Möglichkeit hatte ein „zweiter Christus“ zu werden, bereitete sie sich in der Stille und durch Teilnahme am Leben der Pfarrei darauf vor, eine tüchtige Mitarbeiterin des Priesters zu werden. Nach der Volksschule machte sie verschiedene Bildungskurse, fand dabei aber noch Zeit, Katechismusunterricht an Kinder zu erteilen.
Der Feind der Seele ist wütend angesichts einer so reinen Jugend und legt seine Schlingen, auch äußerlicher Art.
An einem Sommernachmittag begibt sich Giuseppina zum Kloster der Sakramente-Schwestern um Anbetung zu halten.
Ein Strolch taucht hinter einer Ecke auf, packt das Mädchen bei der seidenen Bluse und fordert ihre Geldbörse. Giuseppina hat nichts als einen Rosenkranz bei sich! Der Strolch, der sein Ziel nicht erreicht hat, wirft sein Opfer mit einem Faustschlag zu Boden und flieht. Halb betäubt kommt das Mädchen im Kloster an. Dies sollte nicht ihre letzte schreckenerregende Begegnung bleiben!
Sprung zum Anfang
Katechese 2:
Jesus will das Opfer der Freiheit
Die Seele, die sich Maria anvertraut, wird in sich selbst drei Blumen erblühen sehen:
Das Veilchen der Demut,
die Rose der Liebe und
die Lilie der Keuschheit!
Auch Giuseppina, wächst in der Übung der schönsten Tugenden! Sie brennt vor Sehnsucht, heilig zu werden!
Am 1. Oktober 1909 wohnt sie in der Kapelle des Mutterhauses der Ursulinen von San Carlo der Einkleidungsfeier ihrer Schwester Maria bei, die den Namen Schwester Theophila annimmt.
Später gestand sie ihrer Schwester, dass sie bei dieser Feier den Ruf des Herrn vernommen hatte. Sie ging anschließend in eine andere Kirche, wo sie zwei Stunden in Tränen verbrachte! Sie wollte diese Berufung nicht und habe sogar eine Novene gebetet, damit sie ihr genommen wird!
Welch Kämpfe spielten sich in dieser Seele ab!!
Später hat sie dieses Gefühl der Auflehnung, dem Ruf des Herrn zu folgen, zutiefst bereut. Giuseppina gab dem Ruf des Heilands nach und wollte ihm nun im Ordensleben folgen.
Später schrieb sie im Jahre 1943 ihren Novizinnen:
"Welch große Gnade ist doch die Berufung! Haltet daran fest, und lasst Euch eher zerreißen als sie zu verlieren!"
In Antoliva schloss sie sich einer Gruppe junger Mädchen an, die sich dem Bräutigam der Jungfrauen weihen wollten. Giuseppina liebte die Berge und die schwierigen Besteigungen. Mit ihrem ungebeugten Willen bereitete sie sich auf den geistigen Aufstieg vor, der sie bis zum Gipfel der Vollkommenheit führen sollte. Doch litt sie noch immer unter dem Zweifel, in welchem Orden sie ihr Opfer vollbringen sollte. Die Mutter schlug ihr vor, noch ein Jahr lang zu Hause zu bleiben, doch inzwischen hatte Giuseppina sich doch entschieden. Sie wollte in den Orden eintreten, den Frau Ravasco in Genua gegründet hatte.
Als sie einmal mit ihrer Mutter spazieren ging, wandte sie plötzlich ihren Blick nach oben und meinte:
"Ich werde in einen Orden eintreten, wo sich die Schwestern in der Farbe des Himmels kleiden."
Diese Worte wurden bald zur Wirklichkeit. Durch ihren priesterlichen Bruder, lernte Giuseppina zwei Schwestern kennen, die aus Argentinien gekommen waren. Eine von ihnen war die Generaloberin der "Töchter von der Unbefleckten Empfängnis" aus Buenos Aires: Mater Maria Euphrasia Jaconis, eine glühende Seele für Gott.
Die zweite Schwester Maria Stanislaa eine Italienerin, half Mater Maria Euphrasia in der Krankenpflege und Jugendbetreuung.
Giuseppina erkannte endlich freudigen Herzens den Willen Gottes für sie und ging oft zu den Schwestern, ohne jedoch von ihren Plänen zu sprechen. Sie bemühte sich den Schwestern zu helfen, wo sie nur konnte. Die Küche sollte gestrichen werden und so kam Giuseppina in Arbeitskleidung, und obwohl sie diese Arbeit noch nie gemacht hatte, gelang sie ihr sehr gut.
Nach einem ermunterndem Gespräch mit ihrem Pfarrer Monsignore Giuseppe Magnaghi, äußerte sie bei der Oberin den Wunsch, in die Genossenschaft aufgenommen zu werden.
Der Tag ihres Eintritts war der 15. Oktober 1913, das Fest der heiligen Theresa von Avila.
Dreiundzwanzig Jahre war sie alt, als sie endlich in Begleitung ihres Bruders Piero das elterliche Haus verließ. Der Trennungsschmerz von ihrer Mutter war groß. Sie vertraute aber dem allmächtigen Gott, der sie gerufen hatte, ihre Mutter an und war sich sicher, dass er treu für sie sorgen würde. So hatte sie die Kraft die Schwelle des Klosters zu überschreiten.
Giuseppina wollte Gott auf dem Weg des Opfers folgen und dieser Aufschwung sollte sie bald zu dem höchsten Gipfel des mystischen Lebens tragen.
Mater Maria Euphrasia hatte die Kraft der Liebe erkannt, die dieses körperlich schwache, aber willensstarke Mädchen dazu trieb, um jeden Preis im Weinberg des Herrn zu arbeiten.
So legte sie ihr viele Opfer auf um sie zu prüfen und mit Tugenden zu schmücken. Giuseppinas Gehorsam war von peinlichster Gewissenhaftigkeit!
Da Gott ihren Großmut sah, verlangte er ein neues schmerzliches Opfer von ihr: Die Trennung von Mater Maria Euphrasia. In Argentinien harrten ihrer viele andere Töchter.
So ließ sie in Mailand Mater Maria Stanislaa als Oberin zurück.
Giuseppina gab sich nicht den Tränen hin, sondern öffnete ihr ganzes Herz der neuen Oberin. Diese sah voraus, das Gott mit
Giuseppina großes vorhatte und verlangte recht schwere Opfer von ihr. Ihr geistiger Fortschritt war schnell erkennbar.
Giuseppina war glücklich; sie nährte ihren Eifer in den Stunden der Anbetung vor dem Allerheiligsten.
Aus jenem reinem Feuer der Liebe schöpfte sie die Kraft, auch dem Nebenmenschen gegenüber die Liebe zu üben, zu leiden und sich dabei fröhlich zu zeigen.
In Gegenwart des Erzbischofs von Mailand, des hochseligen Kardinals Andre Ferrari, legte sie ihr Versprechen des Gehorsams und der Regeltreue ab. Es war eine Begegnung zweier großer, frommer und demütiger Seelen.
Von nun an sollte sie nicht mehr Giuseppina heißen, sondern Schwester Maria Pierina. Zitternd empfing sie ihr heiliges Ordenskleid und nahm sich vor, dem Eifer ihres neuen Schutzherrn, des heiligen Petrus, nachzuahmen.
Der Name, den Gottes Fügung der Novizin gegeben hatte, passte ausgezeichnet auf sie. Wie ein unerschütterlicher Fels sollte sie den wütenden Angriffen Satans standhalten, der sie von dem eingeschlagenen Weg der Vollkommenheit und der Buße abzubringen suchte. Sie war von Gott zu einer Sendung auserwählt, die viele Seelen erleuchten sollte. Wie Christus dem Petrus am Anfang seiner Sendung sein riesiges Arbeitsfeld zeigte, so zeigte er auch Schwester Maria Pierina mehrmals im Lichte seines heiligen Angesichtes die vielen Seelen, die er ihr anvertraute und denen sie durch schweres Leiden helfen sollte. Wie Petrus zum Fels der Kirche wurde, so sollte auch seine Schutzbefohlene willig und eifrig alles Jesus hingeben und zur Apostelin der Verehrung des Heiligen Antlitzes werden.
Schon in den ersten Tagen des Noviziates erbat sie sich die Erlaubnis zur nächtlichen Anbetung und zum Tragen eines härenen Hemdes. Von da an war die Buße ihre große Freude!
In der Nacht von Gründonnerstag auf den Karfreitag betete Schwester Maria Pierina vor dem Kreuz. Plötzlich vernahm sie die Stimme Jesu, die zu ihr sprach:
"Küsse mich!"
Sie gehorchte und drückte ihre Lippen auf ein Angesicht, das plötzlich nicht mehr aus Gips war, sondern aus Fleisch und Blut! Lange blieb sie versunken in Jesu Liebe und Pein.
Als die Oberin sie rief war es Morgen. Tief bewegten Herzens fühlte die Novizin das Bedürfnis, durch neue und noch größere Leiden den Schimpf zu sühnen, den das Heilige Antlitz in der Passion erlitt und noch täglich im Altarssakrament erleidet.
Den Tröstungen folgte bald eine schmerzhafte Prüfung. Gott ließ es zu, dass die Novizin sich in Angst und Schmerz verzehrte, man könnte sie aus dem Orden entlassen. Oft fiel sie in Ohnmacht. War dies nur Schwäche oder diabolischer Einfluss? Die gestrenge Oberin ließ sie am Boden liegen.
Sobald sie wieder zu sich kam, flüsterte Giuseppina:
"Armut, Keuschheit, Gehorsam!..... Ach Mater, schicken sie mich nicht weg!"
Wie ergreifend war es zu sehen, wie diese Seele keinen anderen Wunsch hatte, als sich mit Gott zu vereinen!
Sie sehnte sich sehr nach der Ablegung der Ordensgelübde, die der Ausdruck sind, auf alles was die Welt zu bieten hat und der eigene Wille ersehnt, zu verzichten, was eine Huldigung an Gott darstellt.
Schwester Pierina wollte Gott alles schenken, denn sie kannte keine Halbheiten.
Jesus ließ es nicht zu, dass so ein glühender Wunsch unerfüllt blieb. Er erleuchtete die Oberin, so dass die Novizin doch zur Ablegung der Ordensgelübde zugelassen wurde.
Sobald ihr Anfälle von Schwäche und Übelkeit vorüber waren, nahm Schwester Pierina stets sogleich ihre Arbeit wieder auf.
Wenn der Namenstag der Oberin kam, wusste sie ihre Mitschwestern so zu begeistern, dass selbst die unwilligsten gezwungen waren, die kleinen Geschenke und besonders den geistlichen Blumenstrauß vorzubereiten, der bei dieser Gelegenheit üblich ist.
Sie war intelligent und begabt; so verfasste sie kleine Gedichte.
Am Feste des heiligen Stanislaus im Jahre 1915 las sie eine Ansprache an die Mutter Oberin, in der sie ihrer Zuneigung und Verehrung Ausdruck verlieh.
Oft sagte sie: "Was man dem Obern gibt, das gibt man Gott!"
Der Tag der heiligen Profess war herangekommen, nach der Anrufung des Heiligen Geistes schritt sie zum Altar. Sie legte den weißen Schleier ab und empfing den schwarzen als Sinnbild ihres mystischen Todes. Freudig empfing sie das Kruzifix, das für sie schon ein Pfand der Liebe und Ansporn zur Sühne bedeutete.
Nun legte sie in die Hand des Priesters und der Vertreterin des Ordens, in dem sie Gott dienen wollte bis zum Tod, ihre Gelübde ab; man gab ihr eine brennende Kerze in die Hand als Sinnbild der Treue! Welche Liebe, welch übernatürliches Licht überflutete da ihre Seele.
Versunken in ihr eigenes Nichts, dachte sie an das unsagbare herrliche Geschenk, das sie zur Gottesbraut machte und vergoss Tränen der Liebe und Dankbarkeit.
Sprung zum Anfang
Katechese 3:
Die Arbeit im Weinberg des Herrn
Kann man die Gnade der heiligen Profess überhaupt mit Worten beschreiben?
Sie ist ein Wunder, das Gott auf Erden vollbringt, verborgen vor den Augen der Weltkinder. Wer kann den Frieden einer Seele ermessen, die ihrer Berufung treu ist, die Freude, die sie in der Stille empfindet, wenn sie sich täglich durch die Beobachtung der Ordensregel aufopfert!
Schwester Pierina, die nun durch die Gelübde an Gott gebunden war, musste ein neues Leben beginnen, das sie in Berührung mit den Seelen brachte. Ihr Herz war voll von Gott und sie hatte keinen anderen Wunsch, als dafür zu arbeiten, dass auch die anderen ihn kennen und lieben sollten.
Da sie sprachbegabt war, ließen ihre Oberen sie einen Französischkurs machen, in dem sie ein Diplom erwarb.
Später als Oberin lernte sie Latein und Englisch, um den jungen Schwestern helfen zu können.
Sie liebte die Musik, besonders gern aber arbeitete sie mit der Jugend.
Mit welcher Freude unterrichtete sie die Erstkommunikanten und Firmlinge, die ins Institut kamen. Die Kinder liebten diese Stunden.
Einige Mädchen, die später jahrelang ein sündiges Leben geführt haben, kehrten wieder zu einem christlichen Leben zurück, da sie immer wieder zum Bußsakrament gegangen waren, und zwar mit der inneren Einstellung, die sie während des Kommunionunterrichtes gelernt hatten.
Was war das Geheimnis dieses Erfolges?
Es waren die Gebete und Bußübungen, mit denen Sr. Pierina ihre Tätigkeit begleitete und ihr großer Glaubensgeist, den sie auch den anderen mitzuteilen wusste!
Über das Bußsakrament schrieb sie am 20. Juli 1941 in ihr Tagebuch:
"Die Beichte ist das Sakrament, in dem Jesus die größte Liebe zu seinen Geschöpfen gezeigt hat. Ich fühle mich tief bewegt und zur Sühne für alle Beleidigungen getrieben, die Jesus in diesem Sakrament zugefügt werden, auch für meine eigene Untreue und Kälte und für meinen Widerwillen! Jesus lebt im Beichtvater! Wäre ich mir stets dieser großen Wahrheit bewusst, mit welcher Liebe und Ehrerbietung würde ich mich diesem Sakrament nahen! Ich will mit großem Glauben seinen Worten der Verzeihung lauschen, welch Trost ist das doch!"
Jeden Sonntag unterhielt sie sich freundschaftlich mit den Mädchen und ersann immer neue Mittel, um sie zu unterhalten: Lichtbildvorführungen, Theaterspiele, Ausflüge, vor allem aber betete sie für die Kinder! Auch als sie später in Rom war, blieb sie in brieflicher Verbindung mit den Mädchen.
Sie freute sich immer, etwas tun zu können, um Gott Freude zu machen, selbst die niedrigsten Arbeiten verrichtete sie, später auch als Oberin genauso! Sie dürstete nach Demütigung und Opfer!! Doch sie besaß eine mächtige Hilfe, nämlich ihre Liebe zu Gott!
Während der traurigen und schmerzvollen Zeit des ersten Weltkrieges durfte Sr. Pierina Brot an Bedürftige verteilen. Sie hätte auch auf ihre eigene Portion verzichtet, sofern ihr das gestattet worden wäre.
Später als sie Oberin wurde, darbte sie wirklich, um den Armen zu helfen.
Am Karsamstag des Jahres 1942 gab Jesus ihr ein besonderes Zeichen des Wohlgefallens für ihre Nächstenliebe.
Sie war allein im Haus geblieben, da die Schwestern der Karsamstagsliturgie beiwohnten, als sie an der Haustür klingeln hörte. Sie lief zur Tür uns sah durch das Guckloch einen gut angezogenen jungen Mann, der um Almosen bat. An jenem Tag des Allelujas wollte sie noch freigebiger sein als sonst. Als sie die Hand mit den Gaben durch das Fensterchen streckte, sah sie plötzlich nicht mehr den Armen, sondern Jesus, von himmlischem Licht umstrahlt.
Bei anderer Gelegenheit fand sie das Geld, um die Armen zu unterstützen, wunderbar vermehrt! Doch ehe sie derartige Freuden genießen durfte, musste sie noch viele Schmerzen ertragen.
Am 2. August 1916 wurde die Generaloberin Mater Maria Euphrasia in noch jugendlichem Alter heimgerufen. Sr. Maria Pierina hatte die Mutter verloren, die sie einst so liebevoll in den Orden aufgenommen hatte. Sie gedachte der an ihrer Seite verbrachten Tage und ihres Mutes und Unternehmungsgeistes.
Entschlossen nahm sie sich vor, auch so zu werden.
Der Lichtvolle Weg des Kreuzes
Als Giuseppina einige Jahre früher an die Klosterpforte geklopft hatte, war ihr zu verstehen gegeben worden, man werde sie nicht aus Italien wegschicken. Nun sollte sie sich einer Gruppe junger Mitschwestern anschließen und nach Argentinien gehen. Was sollte sie tun?? Hier war eine Gelegenheit, Jesus ein neues Opfer der Liebe zu bringen.
Sie musste die Heimat, die Familie und die Oberin Mater Maria Stanislaa und auch ihre Schwester Maria Thophila verlassen. Auf wie lange? Für immer???
Sie blieb ihrem Programm treu: "Alles Jesus schenken, immer schenken…."! Sr. Pierina fühlte bei dem Abschied einen tiefen Trennungsschmerz, der eine große Wunde schlug!
Die Reise setzte ihr zu, aber sie war voll Vertrauen: Das Glaubenslicht den vielen Brüdern und Schwestern zu bringen, die im Dunkel sind. Sie fühlte den Geist der Missionare und da erhellte sich ihr Antlitz, ihre Seele fühlte sich durchdrungen von dem Frieden und der Freude der göttlichen Gegenwart!
Und dann kam die Landung, das Schiff stieß ans Ufer des neuen Landes. Nicht das Leben einer Missionarin erwartete Sr. Pierina, sondern das Apostolat im Internat von Buenos Aires, wo auch das Mutterhaus ist.
Sogleich nach ihrer Ankunft erhielt sie einen Brief von Mater Maria Stanislaa:
19. Mai 1919
Meine liebe Schwester Maria Pierina!
Es ist Jesus, der göttliche Künstler, der in Deinem Herzen wirkt und es bewahrt, weil er es ganz für sich haben will.
Er arbeitet, reißt aus und beschneidet, aber gleichzeitig ermisst er die Tiefe der Wunde, zählt Deine Seufzer und Tränen und wägt Deine Schmerzen, um Dich über jedes Maß dafür zu belohnen. O, wie gut ist doch Jesus zu seinen Bräuten!
Sei Du die Bevorzugte unter allen; lass Dich formen nach seinem Wohlgefallen. Weißt Du nicht, dass er Großes mit Dir vorhat?? Wehre dich nicht; Deine Ergebenheit soll es ihm gestatten, seinen göttlichen Willen an Dir zu erfüllen. Er will, dass Du eine Heilige seist und zwar eine große Heilige! Also auf ans Werk!
Von weitem begleitete Mater Maria Stanislaa sie mit ihren liebevollen Worten und mit Gebet! Und die Tochter bewahrte der Mutter stets große Dankbarkeit!
Die Mitschwestern schätzten die Herzlichkeit Sr. Pierinas und sahen in ihr eine hochstehende Seele. Ihre Gespräche drehten sich fast immer um geistliche Themen. Wenn sie irrige Ansichten hörte, schwieg sie nicht, sondern kreidete mit christlicher Offenheit den Irrtum an.
Ihr Leben war so vorbildlich und voll Schönheit, dass die Mitschwestern ihr den Spitznamen "Die lebendige Regel" gaben.
Obwohl sie das Spanisch noch nicht völlig beherrschte, wurde ihr wenige Wochen nach der Ankunft der Mathematikunterricht anvertraut. Gleichzeitig bereitete sie sich auf ein staatliches Diplom vor, das sie zu erlangen hoffte.
Sie bestand es mit Auszeichnung und setzte weiter ihre Studien fort.
Der lange Weg zur Schule und das heiße und feuchte Klima von Buenos Aires machte Sr. Pierina zu schaffen: Häufig waren es Ohnmachtsanfälle, begleitet von Schluck- und Brechreiz, die Grund zur Befürchtung gaben. Wenige Monate später musste sie die Schule verlassen. Sie wurde sehr schmerzhaften Behandlungen unterworfen, aber die Ärzte konnten keine Diagnose der Krankheit stellen. Manche begannen an ihrer Krankheit zu zweifeln und fällten ungünstige Urteile über sie!
So begann ein schmerzhaftes Martyrium für Sr. Pierina. Sie maß den Schmerzen keine große Bedeutung bei, kränkte sich aber sehr über das gewollte Unverständnis. Da die Ärzte nichts finden konnten, versuchte man ihre Zustände nicht mehr besonders zu beachten.
Inzwischen ließ der Heiland es zu, dass die Seele, der er eines Tages die göttliche Schönheit seines leidenden Angesichts offenbaren sollte, Pein und Marter erdulden musste.
Der Briefwechsel mit Mater Maria Stanislaa war nur ein winziger Trost inmitten so großer Leiden. Das tägliche Gebet der so fernen Mutter erflehte ihr jedoch von Gott eine große Gnade.
Am 12. April begab sich Sr. Pierina in die Kapelle; mit Bitternis im Herzen und Tränen im Auge klagte sie dem göttlichen Gefangenen im Tabernakel ihr Leid. War man nicht ungerecht zu ihr, die unschuldig war? Ihr Herz floss über vor Bitternis. Jesus aber ließ sich herbei, sie zu trösten. Er erschien ihr blutüberströmt und fragte mit einem Ausdruck der Liebe und des Schmerzes, den Sr. Pierina nie mehr vergessen konnte: "Und was habe denn ich getan?"
Sie verstand und gab sich von neuem in frohem Opfer hin. Von da an wurde das heilige Antlitz Jesu zu ihrem Betrachtungsbuch. Kraftvoll wandelte sie unter dem Druck einer neuen Prüfung den Weg der Sühne.
Sprung zum Anfang
Katechese 4:
Freuden und Schmerzen
Trotz einiger gegenteiliger Stimmen darf Sr. Maria Pierina sich durch die ewigen Gelübde an Gott binden.
Wie wahr ist es doch, dass Gott die Seele, die auf ihn vertraut, niemals verlässt!!!
Die Schwester ist glücklich, jetzt darf sie sich offen Gottesbraut nennen. Wie groß muss diese Freude für die Schwester gewesen sein!
Nur Jesus selbst trank den Kelch, der durchwegs bitter war; seinen Dienern aber schenkt er mit göttlicher Weisheit abwechselnd Freuden und Leiden!
Im Mai 1921 erwartete man in Buenos Aires die Ankunft der Mater Maria Stanislaa mit einer Gruppe von Novizinnen.
Wie freute sich Sr. Pierina darauf: sie sollte ihre geistliche Mutter wiedersehen und mit ihr sprechen können!
Kaum war sie angekommen, wurden die Schwestern zusammen gerufen. Sr. Pierinas Herz klopfte gewaltig. Gerne wäre sie die erste dort gewesen, doch eine innere Stimme hielt sie zurück, so begrüßte sie die Mutter als letzte von allen Schwestern.
Die Mater Stanislaa blieb einige Monate und bald bemerkte sie den jämmerlichen Zustand der Sr. Pierina. Sie war völlig heruntergekommen und von einem starken Husten gequält!
Nach dem Generalkapitel sollte die Mater wieder nach Italien zurückkehren und sie sollte auf dieser Reise begleitet werden. Es wurde beschlossen, dass Sr. Pierina die Begleitperson sein sollte.
Dies war wiederum für Sr. Pierina eine große Freude, - zurück in ihre Heimat -, doch auch der Schmerz war groß, ihre neuen Oberen und ihre Mitschwestern verlassen zu müssen.
Schwer fiel ihr der Abschied von den Kindern, die sie mit so viel Liebe beaufsichtigt hatte und für die sie so viel betete und opferte. Am schwersten aber es, sich von der Kapelle loszureißen, in der Jesus ihr solchen Trost geschenkt hatte.
Doch ihr einziges Ziel war der Gehorsam!
Die Rückkehr tat ihr gut. Sobald sie sich gesundheitlich etwas erholt hatte, wurde ihr ein sehr heikles Amt anvertraut: Sie wurde zweite Novizenmeisterin! Eingedenk ihrer Nichtigkeit vertraute sie sich ganz Gott an und machte sich mit Begeisterung an ihre Aufgabe!
Nun hatte sie mit Seelen zu tun, die Gott erwählt hatte, die aber das Ordensleben noch nicht kannten. Das übernatürliche Licht half ihr, Fehler und Tugenden ihrer Schutzbefohlenen zu erkennen. Sie wusste die Novizinnen anzusprechen, sie zu trösten und auch ihr Ziel zu erreichen. Sie bedeutete für Mater Stanislaa, mit der sie ein Herz und eine Seele war, eine große Hilfe.
Gerade während Sr. Pierina nach Verachtung und Demütigungen suchte, wuchs ihr Ruf, ohne dass sie es merkte.
Das Opfer der heiligsten Gefühle
Es war am 20. September 1923
Die Schwestern im Haus warteten auf die Exerzitien, die auf den Beginn des neuen Schuljahres vorbereiten sollten. Sr. Pierina nahm zwar an den Exerzitien teil, musste aber Pförtnerdienste leisten.
Da läutete es und Sr. Pierina ging schnell an die Pforte. Als sie durch das Guckloch blickte, sah sie ihre Mutter, die jetzt siebzig Jahre alt und ein wenig gebeugt war. Heftig schlug ihr das Herz; sie wollte öffnen und ihre Mutter begrüßen, als ihr plötzlich der Gedanke kam:
"Sollte ich nicht das Opfer des Verzichtes bringen?"
Sie ging zu Mater Stanislaa und bat sie um diesen Verzicht!
Mater Stanislaa willigte ein und ging selber an die Pforte um mit Frau Luigina zu sprechen.
Am folgenden Tag um die gleiche Stunde läutete das Sterbeglöckchen. Innig empfahl Sr. Pierina dem Herrn die Seele, die sich anschickte, in die Ewigkeit hinüber zu gehen.
Wenige Minuten später läutete es an der Pforte und der Küster der Pfarrkirche, der sie nur barsch ansah und die Oberin zu sprechen verlangte. Als er wieder gegangen war, bemerkt Sr. Pierina im Gesicht der Oberin eine ungewohnte Blässe.
Diese rief sie in die Kapelle und teilte ihr mit, dass ihre Mutter unerwartet verschieden sei, als sie bei einer Kranken einen Liebesdienst leistete.
Schwester Maria Theophila schrieb in diesem Zusammenhang:
"Ach du arme, fromme Mutter, keines von deinen Kindern war bei deinem Hinscheiden zugegen! Du gingst ein zu deinem Lohn fern von deinem Heim, bei der Erfüllung eines Liebesdienstes, nur wenige Schritte von der Kirche, wo du am Morgen noch der Heiligen Messe beigewohnt hast.
Deine Seele wurde von den Engeln ganz hoch hinauf getragen, denn das Kreuz war dein unzertrennlicher Begleiter und der Glaube der Heiligen deine Stütze!"
Sr. Pierina warf sich der Gottesmutter zu Füßen und rief:
"Jetzt habe ich keine Mutter mehr, sei du mir nun doppelt Mutter!"
Sie erneuerte ihre Weihe an Maria und vereinte sich sogleich mit dem heiligen Willen Gottes! So fühlte sie sich sofort getröstet!
Nach dieser Prüfung erschien ihr der Weg der Liebe noch leichter, und sie schritt darauf mit der Energie ihres Willens voran!
Außer dem Amt der zweiten Novizenmeisterin hatte Sr. Pierina noch andere Aufgaben. In der Schule musste sie in verschiedenen Gegenständen unterrichten, und ein Jahr lang wurde ihr der Kindergarten anvertraut.
Hochgewachsen, von zurückhaltendem Auftreten, lächelnd und nachdenklich, so spielte sie mit den Kindern, die sie mit mütterlicher Liebe umsorgte. Gott segnete ihre Mühen. Während ihrer ganzen Zeit im Kindergarten stieg die Zahl der Kinder fortwährend an!
Ihre körperlichen Beschwerden hatten sich zwar gebessert, doch nicht ganz aufgehört.
Im Jahre 1925 reiste sie mit Mater Stanislaa in Sachen der Ordensgenossenschaft nach Rom. Dort hatte sie das große Glück in der Peterskirche der feierlichen Heiligsprechung der Theresia vom Kinde Jesu beiwohnen zu dürfen! Sie betete zu der hl. Theresia um Heilung ihres Krankheitszustandes und wurde erhört!!! Die Ohnmachtsanfälle hörten auf, wenn auch die anderen Beschwerden blieben!
Aus Dankbarkeit verfasste sie dieses Gebet:
"Gedenke, du kleine heilige Theresia vom Kinde Jesu deines Versprechens, dass du deinen Himmel damit verbringen wollest auf Erden Gutes zu tun. Schau nicht auf unsere Unwürdigkeit, sondern auf den Glauben, mit dem wir dich anrufen, und lass deinen wohltätigen Rosenregen auf uns fallen.
Erleuchte unseren Geist, damit wir deinen kleinen Weg, durch den du zu einer so großen Heiligen wurdest, richtig verstehen und ihm folgen; entzünde unser Herz mit jener Liebe, die in dem deinen brannte, damit wir nach den Kämpfen dieses Lebens mit dir die ewige Seligkeit genießen können. Amen."
Ehe Sr. Pierina nach Mailand zurückkehrte, stattete sie zusammen mit ihrer Oberin ihrer Schwester Maria Theophila einen Besuch ab, die in der Via Salaria wohnte.
Ihre Oberin erzählte Sr. Theophilia, als sie kurz allein waren, dass Sr. Pierina eine Erscheinung der Hl. Theresia vom Kinde Jesu gehabt habe.
Doch Sr. Pierina erwähnte das nie bei Theophilia und wollte diese Gnade eher geheim halten.
Sr. Pierina sehnte sich nach neuen Leiden um Jesus besser trösten zu können, was ihr auch erfüllt wurde.
Im Jahre 1928 wurde in Buenos Aires das Ordenskapitel abgehalten, das der Wahl einer neuen Generaloberin dienen sollte. Mit innigem Gebet erwartete Sr. Pierina den Ausgang des Generalkapitels. Sie war weiter zweite Novizenmeisterin, musste jedoch provisorisch auch die Oberin vertreten, da sie sowohl in der Leitung des Hauses wie auch bei den äußeren Geschäften mit feinem Verständnis begabt war. Mater Stanislaa hatte ihr bei ihrem Abschied auch noch die Klavierstunden übertragen, und es gelang ihr im Gehorsam die Aufgabe recht gut zu erfüllen.
Nun aber kam das Kreuz:
Mater Stanislaa wurde zur Generaloberin gewählt und würde also in Argentinien bleiben. Das zog Sr. Pierina das Herz zusammen! Wer sollte dann ihr Amt in Mailand übernehmen?
Im Jahr 1928 kehrte Mater Stanislaa noch einmal nach Mailand zurück um alles Geschäftliche zu regeln. Dann ging sie an die Wahl der neuen Oberin. Sr. Pierina wurde mit voller Stimmeneinheit gewählt. Sie wusste, dass sie bald ohne Stütze dastehen würde, mit Verantwortung für das ganze Ordenshaus und dem Noviziat!
Trotzdem gehorchte sie und nahm das Opfer an und fand vor dem Tabernakel die Kraft, die sie brauchte! Sie kannte das eigene Unvermögen und war gefasst auf die Demütigung eines Versagens. Sie bat die Gottesmutter als Oberin zu walten und wollte sich nur als deren Stellvertreterin betrachten.
Mater Pierina überredete die Generaloberin sich vor ihrer Abreise einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen. Der Arzt beglückwünschte sie zu ihrer Gesundheit, doch im Herzen wusste sie, dass ihr Ende nahe war!
Nun war der Abschied von ihren Töchtern gekommen, und er war schmerzlicher als bei früheren Gelegenheiten. Mater Pierina versuchte zu scherzen, doch konnte sie sich einer ungewohnten Ergriffenheit nicht wehren.
Neun Jahre später schrieb sie über diesen Augenblick:
"Das Heulen des Dampfschiffes kündigte die Abreise an. Wir mussten uns trennen. Die Mutter drückte uns noch einmal fest ans Herz. Dann rissen sie sich gewaltsam los. Mutter Stanislaa musste an Bord gehen! Das Schiff entfernte sich langsam.
Wäre in diesem Augenblick ein Engel erschienen, um uns zu sagen, dass wir sie nie mehr wiedersehen würden, dann hätten wir ihm, so scheint es mir, nicht geglaubt!"
Sprung zum Anfang
Katechese 5:
Die Felder sind reif zur Ernte
Ehe Mater Stanislaa die Meerenge von Gibraltar passierte, sandte sie folgenden Brief an Mater Maria Pierina:
21. April 1928
…..Ich weiß, dass Du Deine Gefühle zu verbergen verstehst, doch weiß ich auch, dass Du körperlich und seelisch allzu viel leidest…..
Ich möchte ausführlich mit Dir über Deine Angstzustände sprechen, über die schlaflosen Nächte, die Du verbringst, doch ich habe keine Zeit dazu! Es tut mir leid, dass Du immer so viel weinst, doch der Schmerz macht die Seele groß.
Jetzt ist der Augenblick gekommen Jesus zu zeigen, dass Deine Worte großmütiges Handeln bedeutet.
Mater Pierina schrieb zurück:
….Der Herr bedient sich des elendsten seiner Geschöpfe, um Gutes zu wirken. Wie viel Gründe sind das um heilig zu werden! Das Martyrium des Herzens, die Leere und Trübsal des Geistes, all das ist reine Liebe…..
Der Weg der Liebe steht trotz der schweren Kämpfe auch für Mater Maria Pierina offen. Zu ihren vielen Leiden kommt noch die Verantwortung als Oberin!
3. August 1929
Ich bin zu jedem Opfer der Entsagung bereit mein Jesus!
All mein inneres Leiden, die Verlassenheit, die Versuchungen und alles, was Du sonst noch willst, möchte ich für meine Mitschwestern aufopfern, damit Du ihnen Trost und Erleuchtungen gewährst, deren sie bedürfen. Nimm Du mein Opfer an!
Ich sehe mein Elend so sehr, dass ich mich verstecken möchte, aber wo? - Im Herzen Jesus. Wehe, wenn ich mich von ihm entferne! Wo würde ich da enden? Ohne Jesu Hilfe hätte ich keine Kraft!
Ich besitze keine von den Gaben und Tugenden, die zur Leitung einer Genossenschaft gehören. Möge mich doch Jesus
nach seinem Herzen bilden!
Übrigens lässt der Herr die Seelen verstehen, dass LIEBEN so viel wie LEIDEN heißt!
Wie litt sie unter der Trennung von der Mutter, und sie bat sie um Hilfe und ihr Gebet. Wurden doch die vielen Krankheiten, die wie wir später sehen werden, laut medizinischen Gutachten von außernatürlichen Ursachen herrührten, so oft missverstanden, dass manche Schwestern Mater Pierina für eine Neurasthenikerin hielten.
Nur fünf Monate nach der Abreise der Mater Stanislaa traf in Mailand ein Telegramm ein, das von der schweren Krankheit der Mater Pierina berichtete.
Die neue Oberin flehte vor dem Tabernakel, aber ihre gute, weise geistliche Mutter war inzwischen schon zur Ewigkeit gegangen.
Als dann Mater Pierina die Nachricht erhielt, hatte sie keine Tränen. Sie war stumm vor Schmerz und flüsterte immer wieder:
"Der Herr hat sie gewollt, sein heiliger Wille geschehe!"
Ihr blieb nichts als das Kreuz! Nun begann erst richtig das Martyrium des Schweigens und der Verborgenheit, und ihre Gesundheit litt schwer darunter.
Am elften Jahrestag des Todes von Mater Stanislaa schrieb sie den Mädchen aus dem Oratorium:
"Denkt an diesen Tag, der uns alle in tiefem Schmerz vereinte. So viele Jahre sind vergangen, aber die Wunde blutet immer noch…"
Eine Mittschwester erklärte, der Todestag Mater Stanislaa habe für Mater Pierina eine neue Etappe auf dem Weg der Vollkommenheit eingeleitet.
Sie bewahrte und belebte den Geist der Gründerin. Im Laufe der Jahre gesellte sich zu ihrer Stärke ein immer größeres mütterliches Verständnis. In der Nachfolge Jesus betrachtete sie sich als Dienerin ihrer Töchter und wählte trotz ihrer angegriffenen Gesundheit die niedrigsten Arbeiten für sich aus.
Sie tröstete und lenkte ihre Mittschwestern sehr klug und mütterlich. Eine Schwester, die erst die Profess abgelegt hatte und in der Küche eingesetzt war, dachte oft an die Ermahnung, mit der sie Mater Pierina entließ:
"Denken Sie daran, dass Sie das Essen für die Bräute Christi zubereiten; Sie müssen daher gewissenhaft sein und Ihr ganzes Bemühen darauf verwenden. Die Schwestern werden trotzdem noch genug Gelegenheit haben zur Abtötung!"
Sie wachte auch darüber, dass in der Küche nichts vergeudet wurde. Tatsächlich war die Verpflegung im Kloster gesund, aber sehr einfach.
Wenn ein junges Mädchen sich vorstellte und in den Orden einzutreten begehrte, sprach Mater Pierina offen von den Opfern, die das Ordensleben verlangt, besonders über die Übung des Gehorsams!
"Hier wird auf den Glockenschlag gegangen. Wir müssen unseren Willen von früh bis abends verleugnen!"
Eine Schwester sagte einmal: "Nach Gott verdanke ich meine Berufung der Mater Pierina!"
Mit Begeisterung sprach sie immer wieder vom Ordensberuf und lehrte die Schwestern, die von der Regel vorge-schriebenen Handlungen zu verrichten, indem sie deren hohen geistigen Wert hervorhob!!!
"Wir sind zum Stand der Heiligkeit berufen, meine Töchter, nicht zu einem guten Leben, sondern zu einem heiligen Leben. Ich will keine braven Frauen haben, sondern Ordensfrauen, die nach Vollkommenheit streben.
Wir lesen oft die äußerliche Geschichte der Heiligen, aber das Innere ist viel wichtiger! Wer weiß, wie viel sie innerlich gelitten haben, nicht umsonst heiligt sie der Herr!
Demütigen wir uns stets vor Gott und den Menschen, versenken wir uns in unsere Nichtigkeit, denn wir können uns unseres Elendes und unserer Kleinheit rühmen!
Die Ordensfrau muss ein großes Herz haben, das die ganze Welt umschließt. Wir müssen beten für die heilige Kirche, den Papst, die Kardinäle und Bischöfe, ja, für alle Priester, für die Sünder und für alle Menschen!!!
Je mehr ihr den anderen schenkt, desto mehr schenkt ihr euch selbst!!! Deshalb, gebt, gebt dem Herrn und werdet niemals müde.
Seien wir vereint in der Liebe, meine Töchter, haben wir füreinander Verständnis; Fehler wird es immer geben, doch wir müssen kämpfen bis zum Tod!!!
Ich will Seelen haben, die sich ernstlich um Heiligkeit bemühen!
Als Ordensfrauen müssen wir uns fragen; kämpfe ich gegen mich selbst? Überwinde ich meinen Charakter? Leide ich gerne alles, was Gott mir schickt?
Ich habe dem Herrn nie etwas verweigert, also seid stark!
Habt keine Angst und seid großmütige Seelen.
Wer nicht höher steigen will, der steigt herab, denn bei der Tugend kann man nicht still stehen!!!
Betrachtet Jesus im Hause Nazareth, er ist Maria und Josef untertan. Der Schöpfer gehorcht dem Geschöpf! Welch ein Beispiel ist das für uns!!!
Begnügt euch niemals mit dem Wenigen, sondern seid in allem gehorsam.
Manchmal verlieren wir uns wegen einer kleinen Gehorsamsleistung, weil wir zu sehr an unserem Willen hängen. Wir denken nicht an das, was Jesus gesagt hat:
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!"
Vieles kostet uns Überwindung und ist ein wahres Martyrium.
Aber welche Verdienste verschafft dieses Martyrium der gehorsamen Seele!!!
Meine lieben Töchter, der Gehorsam ist die Tugend, die Jesus besonders liebt! Durch diese Tugend wird der Mensch geheiligt und Gott verherrlicht!
Habt keine Angst etwas Falsches zu tun, denn Verantwortung trägt nur, wer den Befehl gibt!"
Mater Maria Pierina fastete und übte Buße jeder Art. Bei den Schwestern nahm sie jedoch Rücksicht auf den Gesund-heitszustand und bremste den Geist der Buße.
Besonders lag ihr daran, dass die Schwestern gefeit waren gegen Illusionen, und die wirkliche Demut erwarben.
"Die Demütigungen", so pflegte sie zu sagen, "schaden dem Leibe nicht, sind aber eine notwendige Disziplin.
Eine Ordensfrau ohne Demut ist gar keine Ordensfrau!"
Das Wort der Mutter gewann die Herzen der Schwestern und eiferte sie an zur Tugend, weil es seinen Wert von ihrem vorbildlichen Wandel erhielt!!!
Die wahre Tochter der Unbefleckten
lebt ohne vorsätzliche Sünde.
Mater Pierina widmete besonderes Augenmerk der Heranbildung ihrer Töchter; sie wollte dass alle ein innerliches Leben führten, das ja die Grundlage ist, auf der die Voll-kommenheit aufbaut und von der die Wirksamkeit des Apostolates abhängt!
Mit unermüdlichem Eifer sorgte sie für ihre Weiterbildung, nicht nur auf religiösem, sondern auch auf weltlichem Gebiet.
Sie wusste in den Herzen zu lesen und Licht und Kraft vom Himmel zu empfangen, zu dem sie bei jeder Gelegenheit Zuflucht nahm.
Wohl hatte sie schon ihr ganzes Leben lang nächtliche Anbetungsstunden gehalten, nun aber widmete sie sich diesen noch mehr.
Sie liebte die Schule sehr, doch von Jahr zu Jahr wurden mehr Gegenstände in den Lehrplan aufgenommen.
So rief sie zu Beginn des Schuljahres die Schwestern zusammen und wies einer jeden ihr Amt zu. Dann gab sie ihnen mit Wärme ihre aufrichtigen und weisen Ermahnungen.
"Meine Töchter, das Geheimnis, den Seelen Gutes zu tun, die der Herr uns anvertraut, ist unsere eigene Heiligung! Beginnen wir vor allem damit, unsere religiösen Übungen gut auszuführen. Wir müssen immer das wollen, was von der Regel vorgeschrieben ist. Am Anfang wird es schwer sein der Disziplin Geltung zu verschaffen, aber dann werdet ihr die Freude erleben, dass sich die Schüler daran gewöhnen.
Ich leugne nicht, dass diese Arbeit für euch eine Quelle der Abtötung sein wird! Wenn ihr aber die Kinder liebt, werdet ihr euch gerne opfern!
Gerade in dieser verderbten Zeit ist es schwer, bei den Kindern zu sein, aber eben darum ist es notwendig, dass wir uns noch mehr heiligen! Das Übrige werden Gott und seine heilige Mutter tun. Seien wir streng, aber sanft und freundlich.
Die Kinder müssen begreifen, dass wir sie gern haben!!!"
Mater Pierina regte an, das Schuljahr unter den Schutz des Heiligen Antlitzes und der Unbefleckten zu stellen. Sie nahm regen Anteil an der Arbeit der Schule.
Sie versuchte mit praktischen Mitteln den Schwestern eine kindliche Verehrung der Gottesmutter beizubringen.
Nach Exerzitien des Jesuitenpaters Bernardini gab sie allen das Büchlein: "Die vollkommene Hingabe an Maria" des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort. Sie selbst vollzog die Hingabe mit Begeisterung und ermunterte ihre Töchter das gleiche zu tun.
Sie sagte: "In der Seele, die sich ganz hingibt lässt Maria den Lebensbaum wachsen, der Jesus selbst ist! Alles müssen wir in Maria, für Maria und durch Maria tun!"
Am 19. Februar 1941 schrieb sie in ihr Tagebuch:
"Die Angriffe des bösen Feindes waren stark und anhaltend, aber ich verbarg mich im Herzen Marias, und sofort hatte ich keine Angst mehr!"
Weiter schrieb sie am 16. Dezember 1941:
"Heute beginnt die Vorbereitungsnovene auf Weihnachten: Armut, Demut, Verborgenheit mit Maria, seiner geliebten Mutter."
Die Mutter lehrte ihren Töchtern auch das Wort Gottes zu beherzigen. Besonders liebte sie die Predigten der Priester, die der Kommunität zugewiesen wurden.
Am 12. Februar 1942 schrieb sie:
"Aus der Predigt des Paters vom 11.
Der Titel der Töchter der Unbefleckten bezieht sich auf das größte Vorrecht der Gottesmutter. Um unseren Titel "Unbefleckte" zu verherrlichen, müssen wir selbst unbefleckt sein!!! Da dies für uns Menschen nicht möglich ist, müssen wir wenigstens ohne vorsätzlichen Makel leben!"
Mater Pierina bemühte sich, "ohne vorsätzlichen Makel" zu leben in der Nachfolge der Heiligen Jungfrau!
Wie eiferte sie ihre Töchter an, zu den Vorbereitungsnovenen auf die Marienfeste im Mai!!
Am 1. Mai 1943 ermunterte sie sich selber wie folgt:
"Ob ich sie liebe! Sie ist doch meine Mutter! Ich will sie ehren, indem ich mich gänzlich und guten Mutes dem Willen Gottes hingebe!"
Am 31. Mai 1943 schrieb sie:
Was habe ich getan, um Maria in diesem Monat zu ehren? Den Willen Gottes….., aber mit wie vielen Fehlern und Mängeln! Maria, meine gute Mutter, verzeih mir und nimm mein ganzes Herz hin…. Ich habe mit so viel Freude die Statue der Unbefleckten in der Prozession getragen…Wie viel habe ich ihr gesagt…..Wie sehr fühle ich, dass ich ihre Tochter bin!
Am 13. Mai 1943 schrieb sie ihren Töchtern:
"Wenn Jesus schweigt, kommt Traurigkeit und Schmerz. Wir möchten ihn fühlen, wir möchten wissen, dass Jesus mit uns zufrieden ist….Mit einem Wort, wir möchten viele Dinge, die uns beweisen, dass wir uns selbst suchen und nicht Jesus!!!
Ach, suchen wir doch Jesus und nur ihn allein!!! Nur Jesus, und nicht in den Tröstungen, sondern in den Kreuzen, die jeden Tag, jede Stunde, jeder Augenblick uns bringt!!!
Dann werden wir niemals enttäuscht werden. Lasst uns keine Furcht haben, er ist es ja selber, der uns das Kreuz trägt!"
Wie schön ist das Ordensleben unter dem liebevollen Auge der Mutter. Die Liebe herrscht im ganzen Haus!
Eine Schwester schrieb:
"Was mich zum Ordensleben zog, war die gegenseitige Liebe zwischen Oberin und Schwestern!!!
Sprung zum Anfang
Katechese 6:
Gotteslob in Müh und Ruh
In einem Brief vom 13. Mai 1933 schreibt Mater Maria Pierina:
"Ich weiß nicht, wie das kommt: Wenn meine Schwestern fern sind, dann habe ich sie allzu lieb; das geht so weit, dass ich ihre Briefe nicht lesen kann, ohne zu weinen. Wenn ich aber bei ihnen bin, dann kann ich es nicht zeigen. Verzeiht mir!
Jesus lässt das zu, damit unsere Liebe heilig und nicht auf menschliche Schwäche gegründet sei!"
War es wirklich so, dass die Schwester ihren Töchtern keine Zuneigung zeigen konnte? Nein, sie sorgte für ihre Töchter sehr liebevoll!
Eine Schwester, die eben erst ihre Profess abgelegt hatte, kam einmal zu ihr und sagte: "Danke, Mutter, für alles, was Sie für mich tun; es scheint mir, Sie tun sehr viel!"
Die Mutter wehrte ab und entgegnete: "Was ich für Sie tue, tue ich für alle. Es ist der Herr, der das tut!"
Die folgende Episode zeigt, wie sehr sie um ihre Schwestern besorgt war!
Als sie einst von einer langen Reise heimkehrte, begegnete sie auf dem Gang einer Postulantin, die mit einem Buch auf und ab ging. Während sie ihren Gruß erwiderte, erkannte sie, dass dem Mädchen nicht gut war.
"Sie haben ja Magenschmerzen", sagte sie zu ihr, und ließ sie ein heißes Getränk zu sich nehmen. Sie sparte auch nicht mit zusätzlicher Nahrung außerhalb der Essenszeiten und mit Kuren bei der schwächlichen Schwester.
Eine Professschwester schrieb:
"Die körperlichen Arbeiten fielen mir besonders im Noviziat sehr schwer, nun, es schien einfach unglaublich, aber so oft ich meinte, nicht weiter zu können und die göttliche Vorsehung anrief, wurde ich von der Mutter gerufen, die mir eine leichtere Arbeit gab!"
Die Wirksamkeit der Gegenwart ihrer Mutter erkannten die Schwestern vor allem an den inneren Tröstungen. Böse Gedanken und Versuchungen verflüchtigten sich, sobald sie erschien! Ihr Lächeln erinnerte an die kleinen Siege über die Eigenliebe; ihr strenger Blick hingegen erweckte Reue über eine begangene Nachlässigkeit oder einen Fehler.
Immer hatte sie Verständnis, das sich am Übernatürlichen inspirierte. Wie sollten die Schwestern diese Mutter nicht lieben, die sie in all ihren Nöten verstand und jede einzelne den ganzen Tag über im Auge behielt!
Gerne ermöglichte sie ihren Schwestern auch einen kurzen Aufenthalt im nahen Gebirge, das sie scherzhaft die "Alpen" nannte, wo man eine leichtere Luft atmete und eine zauberhafte Aussicht über Täler und immer höhere Gipfel genoss, wo man Quellen reinen, kühlen Wassers fand!
Sie sagte dazu: "Schon von aller Ewigkeit her hat der Herr daran gedacht, uns diese Rast zu gönnen, uns diese Quellen zu bereiten!"
Sie selbst verteilte das Mittagessen, das sie am Tag davor sehr liebevoll zubereitet hatte. Danach ließ sie mitten in der Pracht der Natur, die gemeinsamen Gebete verrichten. Sie machte auch wunderbare Betrachtungen, wo sehr lichtvolle Worte von ihren Lippen kamen, als lese sie sie irgendwo ab.
Wunderschön und froh sprach sie von Gott und dem Wunsch sich Gott ganz hinzugeben. Es wurden auch schöne Lieder gesungen, und so verging die Zeit viel zu schnell.
Wenn die Arbeit das Ausgehen unmöglich machte, führte sie die Schwestern gegen Abend auf eine nahegelegene Wiese zur geistlichen Lesung und dem gemeinsamen Gebet!
Ausflugsziele waren auch nahegelegene Kirchen und Wallfahrtsorte. Jeder Schritt und jeder Atemzug solle Gott für das Heil der Seelen angeboten werden und auch für die Heilung der Priester. Stets galt ihre größte Sorge dem Heil der Seelen!
Durch viele Anstrengungen konnte die Mutter eines Tages nicht zur heiligen Kommunion aufstehen. Sie sagte zur Schwester, die ihr das Frühstück brachte:
"Ich konnte leider die heilige Kommunion nicht empfangen, aber den Willen Gottes tun ist eine ständige Kommunion!"
Nach ihrer Ankunft in Mailand blieb Mater Pierina im Briefwechsel mit ihren Schwestern.
Im Sommer 1937 schrieb sie ihnen:
"Eure arme und leidende Mutter wundert sich über kein Elend. Das ist doch unser Anteil, unser einziger Anteil! Sorgen wir uns jedoch nicht, alles wird vom Erbarmen Gottes verzehrt werden! Welch ein Trost! Von uns wird nur ein wenig guter Wille verlangt, um Augenblick für Augenblick den Willen Gottes zu tun! Er verlangt niemals Unmögliches oder zu Schweres!
Gewöhnen wir uns daran, uns über alles zu freuen, und machen wir aus den kleinen Kreuzen nicht gleich einen Kalvarienberg!
Unsere Schmerzen sind nichts im Vergleich zu den Gnaden, die wir empfangen. Alles in Maria! Sie ist die zärtliche Mutter, die unsere Rechnung mit Jesus ins Reine bringt!
Wir müssen viel beten, auch wenn wir keine Lust dazu haben. Wer mehr betet, empfängt mehr heiligende Gnaden!
Sorgt Euch nicht allzu sehr um die Arbeit, sondern tut in der Gegenwart Gottes und aus Liebe zu ihm Tag für Tag alles, was ihr tun könnt, ohne Zeitvergeudung, aber auch ohne Hetze, sodass alles zum Gebet wird. Denn das ist ja so dringend nötig. Bleibt fröhlich und guter Dinge!"
Die Wünsche des Heilands
Der Ruf der heiligen Margareta Alacoque: "Die Liebe wird nicht geliebt!" fand einen starken Widerhall im Herzen Mater Pierinas. Im Jahre 1935 veranstaltete sie Tombolas, Theateraufführungen und verschiedene Sammlungen, um eine schöne Herz-Jesu-Statue aus Marmor im Hof aufstellen lassen zu können. Im Sockel ließ sie die Worte eingravieren:
"Herz Jesu, sei meine Liebe!"
Sie ließ auch die Schule dem Herzen Jesu weihen.
Nun sah sie ihren Wunsch erfüllt, dass jeder, der das Haus in der Elba Straße betrat, vom Heiland selbst begrüßt wurde. War doch ihr Herz so voll Liebe zu ihm!
Am 16. Juli schrieb sie in ihr Tagebuch:
"Die Liebe zu Jesus! Es ist der Mühe wert, für sie jeder anderen Liebe zu entsagen!"
Wie ergreifend war ihr Gebet während der Anbetungsstunden, sodass sie alle Herzen entflammte! Ihre Zuhörer waren wie gefangen von dieser Liebe zu Gott! So beten die Heiligen!
Man konnte sagen, dass der Tag Mater Pierinas ein ständiges Gebet war. Einer Novizin, die sich schwer tat zu beten, gab sie den Rat, doch Stoßgebete zu sprechen. Sie riet ihr immer Zuflucht zu Gott zu nehmen, aber stets die Ehrfurcht vor der Gottheit zu bewahren.
Sie sagte, "Ihr müsst mit Jesus sprechen wie ein Kind mit seiner Mutter spricht."
Ihr Vertrauen beruhte auf der reinen Liebe und auf der Erkenntnis des geschöpflichen Unvermögens gegenüber der Allmacht, dem Erbarmen und der Güte Gottes. Sie verlangte von allen Schwestern für den Heiligen Vater und für die heiligen Bedürfnisse der Kirche, sowie für die Priester, die Seelen in Not, alle Lieben und Leidenden, sowie für die Sterbenden und die Armen Seelen zu beten. Der Tag einer Ordensfrau sollte ein ständiges Gebet sein. Alles für Gott und die Rettung der Seelen zu tun, war ihr großes Anliegen!!!
Nicht die Wichtigkeit der Arbeit zählt, sondern die Liebe, mit der sie vollbracht wird. Sie sagte: "Der Herr schaut nicht auf die Werke, sondern auf die Liebe, mit der sie vollbracht werden!"
Wie man einem Bericht, den sie an den Heiligen Vater gesandt hat, entnehmen kann, sah sie seit einiger Zeit Jesus, zuweilen traurig, zuweilen blutüberströmt. Er offenbarte ihr seine Leiden und verlangte Sühne durch Liebe und Opfer. Er rief sie auf, sich in der Verborgenheit für das Heil der Seelen zu opfern.
Im Jahre 1936 offenbarte Jesus ihr seinen Wunsch, sein Heiliges Antlitz möge mehr verehrt werden. So lernte sie in der Kommunität, das Heilige Antlitz zu verehren und zu lieben. Die kleine Flamme war entzündet.
Während der nächtlichen Anbetung am ersten Freitag in der Fastenzeit ließ Jesus Mater Pierina seine innere Qual während der Todesangst in Gethsemane teilen. In jener schmerzlichen Verzückung hörte sie den Ruf des himmlischen Bräutigams, der mit blutüberströmtem Antlitz und in tiefer Trauer zu ihr sprach:
"Ich will, dass mein Antlitz, das meinen innersten Seelenschmerz und Leid und Liebe meines Herzens widerspiegelt, mehr geehrt werde. Wer mich betrachtet, der tröstet mich!"
Am Dienstag in der Passionswoche hörte sie von den Lippen des Heilandes ein wunderbares Versprechen:
"So oft man mein Antlitz betrachtet, werde ich meine Liebe in die Herzen senken, und durch das Heilige Antlitz wird man die Rettung vieler Seelen erlangen!"
Sie brannte vor Sehnsucht, den Wunsch des Heilandes zu erfüllen, unterwarf jedoch alles im Gehorsam dem Urteil ihres Seelenführers.
Am ersten Dienstag des Jahres 1937 belehrte sie der Heiland weiter über diese Andacht und fügte hinzu:
"Es könnte sein, dass manche Seele fürchtet, die Verehrung meines Heiligen Antlitzes könnte die Andacht zu meinem Herzen vermindern. Sage ihnen, dass sie im Gegenteil dadurch ergänzt und vermehrt werden wird. Die Seelen, die mein Antlitz betrachten, werden Anteil nehmen an meinem Leiden und das Bedürfnis fühlen, zu lieben und zu sühnen. Ist das etwa nicht die echte Andacht zu meinem Herzen?"
Bald hatte sie Gelegenheit, die Sache mit ihrem Beichtvater zu besprechen. Dieser erhob jedoch eine Reihe von Einwänden. Nach diesem langen Gespräch sagte sie zu einer Schwester:
"Der Pater wollte mich irre machen, aber Jesus kann man nicht irre machen! Hören Sie: Die Verehrung des Heiligen Antlitzes vermindert nicht die Verehrung des Heiligen Herzen, sondern ergänzt sie!"
Sie dürstete nach Leiden und schlief mitten im Winter bei offenem Fenster, um dadurch Buße zu üben. Dies tat sie so lange, bis es ihr verboten wurde. Sie musste aber auch viele körperliche Qualen erleiden, die durch diabolischen Einfluss hervorgerufen waren. In dieser schweren Zeit waren die Heiligen ihre Freunde und kamen ihr in allen Qualen zu Hilfe, die der böse Feind ihr bereitete, um sich den Plänen zu widersetzen, die der Heiland mit ihr hatte. So konnte sie trotz allem in der Liebe zu Jesus standhaft bleiben.
Sprung zum Anfang
Katechese 7:
Ein kostbares Heilmittel
Es war am 1. März 1938, am Faschingsdienstag, dass erstmalig ein Bild vom Hl. Antlitz öffentlich ausgestellt und verehrt wurde.
Getrieben vom Verlangen nach Sühne, hatte sich Mater Pierina durch eine Novene und strenges Fasten auf diese Feier vorbereitet. Sie trank morgens einen Kaffee und abends nahm sie einige Löffel Suppe. Der Wunsch, das Hl. Antlitz geehrt zu sehen, war jetzt lebendig und glühend in ihr!
Sie verbrachte viele Nächte im Gebet und in Treue zu ihrem Heiland. Der Gehorsam verlieh ihr diese Kraft. Der Heiland schenkte ihr die Freude, viel für ihn leiden zu dürfen.
Am 23. Mai erschien er ihr mit blutüberströmtem Antlitz. Nachdem er ihr seine Leiden mitgeteilt hatte, sprach er zu ihr:
"Meine Liebe, ich schenke dir nochmals mein Heiliges Antlitz, damit du es unaufhörlich dem ewigen Vater aufopferst; durch diese Aufopferung wirst du die Rettung und Heiligung vieler Seelen erlangen. Wenn du es erst für meine Priester aufopferst, dann werden Wunder geschehen."
Am 27. Mai fügte Jesus hinzu:
"Betrachte mein Antlitz, und du wirst die Abgründe der Leiden meines Herzens durchdringen. Tröste mich und suche Seelen, die sich mit mir opfern für die Rettung der Welt."
Mater Pierina erklärte, sie habe Jesus in einem Zustand gesehen, der das Mitleid selbst der härtesten Herzen erregt hätte.
Wie glücklich war sie, sich für ihren himmlischen Bräutigam zu opfern. Er aber ließ so viel großmütige Liebe nicht unbelohnt!
Am 31. Mai, als sie im Gebet zu Füßen des Altares kniete, erschien ihr in himmlischem Licht die unbefleckte Jungfrau. In der Hand hielt sie ein Skapulier, das aus zwei mit einer Schnur verbundenen Fleckchen aus weißem Flanell bestand.
Auf einem Fleck war das Heilige Antlitz abgebildet, umgeben von den Worten: "Lass leuchten Herr dein Antlitz über uns"; der andere trug das Bild einer von Strahlen umgebenen Hostie und rundherum die Worte: "Herr bleibe bei uns."
Die Gottesmutter näherte sich ihr und sprach:
"Höre gut zu und erzähle dann alles genau deinem Beichtvater: Dieses Skapulier ist eine Waffe der Verteidigung, ein starkes Schild und ein Pfand der Liebe, das Jesus der Welt in diesen Tagen der Sinnlichkeit und des Hasses gegen Gott und die Kirche schenken will.
Man legt teuflische Netze, um den Glauben aus den Herzen zu reißen. Das Übel greift um sich! Der echten Apostel sind wenige. Ein göttliches Heilmittel ist nötig, und dieses Heilmittel ist das Heilige Antlitz Jesu!
Alle, die ein Skapulier wie dieses tragen, und wenn es ihnen möglich ist, jeden Dienstag eine Besuchung des Allerheiligsten machen, um den Schimpf zu sühnen, den das Antlitz meines Sohnes während seiner Passion empfing und täglich im Altarssakrament empfängt, werden im Glauben gestärkt werden und bereit sein, ihn zu verteidigen und alle inneren und äußeren Schwierigkeiten zu überwinden; außerdem werden sie unter dem liebenden Blick meines göttlichen Sohnes eines glücklichen Todes sterben."
Obwohl der Befehl der Gottesmutter immer dringlicher wurde, konnte Mater Pierina nichts für dessen Ausführung tun ohne die Erlaubnis ihres Seelenführers.
Welch ein Leid war das für sie!
Inzwischen zeigte sich ihr der Heiland neuerdings mit blutenden Wunden und sprach während der nächtlichen Anbetung am 21. November 1938 mit großer Traurigkeit:
"Siehst du wie ich leide? Und doch werde ich nur von ganz wenigen verstanden. Wie viel Undankbarkeit erzeigen mir auch jene, die behaupten, mich zu lieben! Ich habe mein Herz als sichtbares Zeichen meiner großen Liebe zu den Menschen gegeben, und ich gebe mein Antlitz als sichtbares Zeichen meines Schmerzes über die Sünden der Menschen; und ich will, dass es durch ein besonderes Fest am Dienstag nach Quinquagesima (Faschingsdienstag) gefeiert wird. Dieses Fest soll durch eine Novene vorbereitet werden, in der alle Gläubigen mir Sühne leisten sollen, indem sie sich mit meinen Schmerzen vereinen."
Mater Pierina gab sich im Gehorsam an ihren Seelenführer hin.
Sie schrieb am 17. Juni 1938 an P. Rosi SJ:
Verehrter Herr Pater!
Ich begann eine Novene auf das Herz-Jesu-Fest und erneuerte meine Gelübde. Als Zeichen einer noch innigeren Vereinigung, möchte ich am Festtag seines Heiligsten Herzens das Bild seines heiligen Antlitzes über meinem Herzen eindrücken. Ich würde dazu ein Metallkreuz benutzen, das das Bild des Hl. Antlitzes trägt, es glühend machen und dann anlegen.
Ich lege alles in Ihre Hand Herr Pater und werde mich freuen, was immer Sie verfügen mögen. Beten Sie, dass es so sein möge und gedenken Sie meiner bei der Hl. Messe. Dann tauchen Sie meine Seele in das Blut Jesu, damit er sie läutere, und opfern sie mich auf zusammen mit dem göttlichen Opfer.
Ich bitte um ihren Segen und verbleibe ihre demütige Tochter in Jesus und Maria
Schwester Maria Pierina
Sie erhielt die Erlaubnis, das Heilige Antlitz ihrem Herzen einzudrücken und führte dies auch aus. Als sie sich das Hl. Antlitz unter Schmerzen auf ihr Herz drückte, stand Jesus da und sprach:
"Ich selber will mein Antlitz deinem Herzen einprägen!"
Dann neigte er sich und legte sein Antlitz an ihr Herz. Darüber schrieb sie: Ich glaubte im Paradies zu sein, denn solche Wonnen kann man auf Erden nicht empfinden! In meinem Inneren brennt noch immer ein süßes Feuer.
Sie wusste, dass sie ihrem Bräutigam große Gnaden verdankte, und so feierte sie auch ihren fünfundzwanzigsten Jahrestag ihres Eintrittes in den Orden mit großer Dankbarkeit.
Sie hatte aber auch große Prüfungen durch den Teufel. Eines Tages, während der Vorbereitungsnovene auf die Ausstellung des Bildes des Heiligen Antlitzes in der Kapelle, warf sie der böse Feind die Treppe hinunter. Immer wieder hatte sie viel zu leiden. Manchmal zerschlug er in ihrem Zimmer alle Bilder und warf alles zu Boden. Der Teufel will nicht, dass das Hl. Antlitz verehrt werde!
Immer wieder sprach Jesus zu Mater Pierina von seinem Wunsch:
"Ich will, dass mein Heiliges Antlitz am Dienstag geehrt werde!"
Glühend vor Eifer, gewöhnte Mater Pierina ihren Töchtern an, jeden Dienstag eine Besuchung des Allerheiligsten zu machen, zur Sühne für all den Schimpf und die Schmerzen, die Jesus ertragen hat und noch immer erduldet.
Endlich wurde ihr die Erlaubnis gegeben eine Medaille vom Hl. Antlitz herstellen zu lassen. Die Approbation dafür erhielt sie am 9. August 1940.
Warum aber ließ sie nicht ein Stoffskapulier herstellen? Es geschah aus Gehorsam zu ihrem Beichtvater. Da sie immer wieder Zweifel hatte, ob das nun dem Himmel genüge, betete sie oft zur Gottesmutter.
Eines Tages sagte die Gottesmutter zu ihr:
"Sei beruhigt, meine Tochter: Das Skapulier ist durch die Medaille ersetzt, an die die gleichen Verheißungen und Gunsterweise geknüpft sind. Es bleibt nur übrig, sie immer mehr zu verbreiten. Jetzt liegt mir das Fest des Hl. Antlitzes meines göttlichen Sohnes am Herzen. Sag es dem Papst, dass mir so viel daran liegt."
Dann segnete sie die Muttergottes und ließ sie in Wonnen wie im Paradies zurück.
Sr. Pierina teilte dem Papst die Wünsche der Muttergottes und des Heilandes in einem kurzen Schreiben mit.
Sr. Mater Maria Pierina reiste nach Mailand. Durch viel Opfer und Fleiß gelang es den Mailänder Schwestern das Material für die Anfertigung einer Monstranz aufzutreiben, auf der sie die Medaille des Heiligen Antlitzes eingravieren ließen. Jetzt überreichten sie dieses Geschenk Mater Pierina.
Ergriffen beobachteten sie dabei das Gesicht Mater Pierinas. Diese konnte der Tränen gar nicht Herr werden. Doch dann verlieh sie ihrer Freude Ausdruck einen ihrer Wünsche erfüllt zu sehen, dass nämlich die Monstranz, in der Jesus unter der eucharistischen Gestalt thront, das Bild des Heiligen Antlitzes tragen möchte!
Mit welcher Freude zeigte sie die Monstranz nach ihrer Rückkehr ihren Töchtern in Rom! Es war nicht genug, den Mailänder Schwestern gedankt zu haben, sie schrieb auch noch einen Dankesbrief an sie, so glücklich war sie über die Monstranz mit dem Bild des Heiligen Antlitzes!
Sprung zum Anfang
Katechese 8:
Wunderbare Hilfe in den Prüfungen
Wenn auch die äußeren Bußübungen Mater Maria Pierinas an Härte und Kraft verloren hatten, so ließ Gott es doch zu, dass der Feind der Seele sie mit unerhörten Martern quälte; ihre inneren Kämpfe wurden immer heftiger, ihre Nächte waren voll Qualen!
Am 30. Mai 1941 schrieb sie in ihr Tagebuch:
"Die Angriffe des Feindes sind heftig… Heute Morgen nach der Kommunion hatte ich ein wenig Licht. Jesus gab mir zu verstehen, dass meine Kämpfe dem Teufel die Seelen entreißen. - Mut meine Seele - für den Triumph des Hl. Antlitzes, zur Ehre Gottes und für das Heil der Seelen."
Doch blieb sie auch nicht ohne Lohn!
Am 1. Juni schrieb sie:
Am Nachmittag wurde ich beim Gebet ganz in Gott hineingenommen und sah - nicht mit den leiblichen Augen, denn ich wusste gar nicht, dass ich noch auf Erden war - eine Gruppe Seelen von Priestern und Ordensfrauen, und getrennt davon noch eine andere Gruppe von Ordensfrauen.
Jesus gab mir zu verstehen, dass meine Kämpfe und Leiden diese Seelen erleuchtet hatten. Ich fragte ihn, warum die Gruppe von Ordensfrauen getrennt seien und Jesus antwortete:
"Diese Ordensfrauen haben mir mit ihrem Widerstand und Ungehorsam viele Leiden bereitet; aber dein Gehorsam gegen den Vater hat mich getröstet und das Licht für die Seelen erlangt!"
Wie gut ist doch Jesus zu den Schwachen und Elenden! So sollen wir den Willen Gottes tun und gehorsam sein bis zum Tod!
Einige Nächte war es wieder ganz schlimm, und ich habe viel Blut gebrochen. Doch wenn Jesus es zulässt, ist es für die Rettung der Seelen gut.
Am 5. Juni schrieb sie:
Die Nacht war wieder eine Marter! Ich hatte großen Durst und rief den Hl. Silvester und die Muttergottes um Hilfe an. Da zeigte sich der Feind in Gestalt der Schwester C. und reichte mir eine Orange. Ich machte das Kreuzzeichen und wollte sie schon annehmen, da musste er sein wahres Gesicht zeigen. Darüber in Wut warf er mir Hände voll Schlamm ins Gesicht und in den Mund. Ich rief: "Jesus, lass mich dich nicht beleidigen, nie, nie, nie!"
Sie war am Morgen so geschwächt, dass sie den Arzt aufsuchen musste. Der stellte eine Kaverne in der rechten Lunge fest. Sie sagte nur: "Der Wille Gottes geschehe!"
Ein Monat lebte sie nur von Orangensaft, und alles war sehr schwer für sie. Am 20. Juni wandelte sich plötzlich ihr Gesundheitszustand.
Sie sagte zu ihren Töchtern: "Ich habe nie gerne an Wunder geglaubt, doch nun habe ich begriffen, dass es ein Wunder ist!
Mein Zustand wurde ja immer schlechter, und ich dachte oft, dass mein Tod nahe sei. Schon der Anblick von Speisen drehte mir den Magen um, und manchmal fiel ich in Ohnmacht. Mein "Seelendoktor" aber sagte mir, dass ich im Gehorsam um meine Heilung beten solle. Zu diesem Zweck solle ich jeden Abend fünf Ehre sei zum Hl. Herzen Jesu und eines zum Hl. Silvester beten. Der böse Feind versuchte mich immer wieder von der Verrichtung der Gebete abzuhalten, doch im Gehorsam und an die Liebe Jesus glaubend, gelang es mir doch immer wieder zu beten. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni hörte ich eine Stimme, die sprach: "Geh nach Fabriano, steige hinauf bis zur Einsiedelei, und beim Grab des Heiligen Silvester wirst du die Gnade empfangen, um die du bittest."
Ich fragte in Gedanken: "Wie kann ich das in meinem Schwächezustand tun?" Da sagte die Stimme: "Widersprich nicht und sei gläubig!" Ich sagte alles dem Pater, und der entschied sich mit mir zur Einsiedelei zu gehen.
Am 18. Juni fuhr ich mit Schwester M. C. nach Fabriano, und dort erwartete uns der Pater. Um etwa sieben Uhr abends begann dann der Aufstieg. Der Pater hieß uns von Zeit zu Zeit zu beten. Beim Gebet fand ich einen inneren Frieden, und der Aufstieg wurde immer leichter. Ich fühlte, dass der Heilige Silvester mich erwartete. Nach zwei Stunden gelangten wir zur Einsiedelei.
Wir traten in die Kirche, wo die Patres beim Gebet versammelt waren. Der Heilige Silvester war da in seinem marmornen Grab, und ich fühlte, dass er mich mit Ungeduld erwartete. Ich war sehr gerührt und konnte mit dem Mund nicht beten, doch in meinem Herzen sprach ich mit ihm, und bald war ich in Gott entrückt. Da fand ich mich vor dem Hl. Silvester, der auf einem Ehrenthron von unvergleichlichem Glanz saß. Neben ihm standen die Gottesmutter und andere Heilige. Scharen von Engeln umgaben die Gruppe.
Die Gottesmutter kam auf mich zu, nahm mich bei der Hand und geleitete mich zum Thron des Heiligen Silvesters.
Dieser legte mir die Hand aufs Haupt und sprach zu mir:
"Von diesem Augenblick an vereinige ich dich mit meiner geliebten Kongregation. Du sollst geistigerweise zu ihr gehören, alle geistlichen Vorteile genießen und Anteil haben an all ihren guten Werken. Da aber sollst alle deine Mühen und Leiden und alles, was du tust mit meinen benediktinischen Patres vereinen, damit in jedem Glied und in der ganzen Kongregation immer die größere Ehre Gottes erstrebt werde."
Nach diesen Worten segnete er mich, und ich blieb in Gott verbunden. Als ich wieder zu mir kam, war ich in der Kirche. Der Pater ließ uns hinausgehen. Als wir auf das Abendessen warteten, hatte ich ein großes Bedürfnis wieder in die Kirche zum Hl. Silvester zu gehen und mich auch bei Jesus zu bedanken.
Als ich in ein Zwiegespräch eingetreten war, wurde ich im Geiste auf eine steile und sehr gefährliche Straße versetzt.
Ich musste darauf gehen, und der Hl. Silvester ging einige Schritte vor mir. Wenn der Weg zu schwer wurde, entfernte er einige große Steine und ebnete den Weg. Plötzlich fand ich mich vor einem Abgrund und wollte einen Schritt rückwärts tun, als mir auf der anderen Seite ein viel leichterer Weg gezeigt wurde, auf dem viele Laien, Priester und Ordensleute ohne Mühe wandelten.
Ich wollte so gerne diesen Weg gehen, doch der Hl. Silvester sagte zu mir: "Dieser Weg ist nicht für dich. Siehst du diese Seelen wandeln mit Leichtigkeit, weil du in Mühe, Kampf und Leiden wandelst. Durch deine Schmerzen sind sie auf dem rechten Weg. In den schwersten Augenblicken denke an diese Straße, und der Gedanke an diese Seelen wird dir Kraft geben. Jesus will viele Seelen auf diese Straße schicken. Der Teufel strengt sich an, sie ihm zu entreißen und das Gute zu verhindern. Hab keine Angst, ich werde dir immer beistehen!"
Als alles verschwunden war, wurde es ganz licht in meiner Seele und ich erkannte, dass ich ganz im Willen meines Gottes war. So erneuerte ich meine Ganzhingabe an Gott.
Als der Pater mich rief, wurde meine rechte Seite von einem ungewöhnlichen eisigen Schauer und einer heftigen Bewegung erfasst, während eine innere Stimme sprach: "Sei ruhig, du bist geheilt."
Bald darauf legte ich mich zu Bett, doch um zwei Uhr stand ich wieder auf, um zu beten. Da kam mein geliebter Hl. Silvester und sprach: "Meine geliebte Tochter, die Stimme, die dich zur Einsiedelei rief, war dein Schutzengel. Nun bist du geheilt und wirst einige Zeit Ruhe vom Teufel haben. Er wird dich nicht mehr würgen, schlagen und dir körperliche Qualen bereiten, um dich von der Hl. Kommunion abzuhalten. Doch sei auf der Hut!" Ich schmiegte mich an ihn und war wie im Paradies!
Als wir nach der Hl. Messe aufbrachen, musste ich mir Gewalt antun um den Abschiedsschmerz zu unterdrücken, doch dann dachte ich an die Straße und meine Aufgabe, und so fiel mir der Abschied von meinem lieben Hl. Silvester leichter.
Wieder zu Hause hatte ich großen Appetit und konnte ohne Beschwerden essen.
Das zeigte mir die Heilung und die große Gnade, die ich beim Hl. Silvester empfangen hatte."
Diese Erzählung stimmte genau mit der Erzählung der Schwester M. C. überein. Sie wusste natürlich nicht was in der Entrückung geschah, doch erkannte sie das übernatürliche Geschehen an Mater Pierina und schließlich ihre Heilung!
Aus Gehorsam ertrug Mater Pierina später wieder viele Anfechtungen des Teufels und rief oft: "Der Gehorsam aus Liebe zu Gott ist meine ganze Kraft!"
Sprung zum Anfang
Katechese 9:
Kreuzträgerin sein wie Simon von Cyrene
Während der täglichen Kämpfe suchte Mutter Pierina immer die Vollkommenheit zu erreichen. Sie stützte und ermutigte auch ihre Töchter und versuchte ihnen die Ordensregel beizubringen. Sie tröstete sie, wenn sie verzagt waren oder sich verfehlt hatten
"Wenn ihr eine Mitschwester seht, die traurig ist, so tröstet sie sofort und betet für sie, denn wer weiß was sie für Kämpfe hat. Wir kennen ihren Seelenzustand nicht. Tut alles für Jesus, er allein ist unserer Werke würdig, seien sie nun groß oder klein. Tut alles aus Liebe!" So beauftragte sie ihre Töchter.
Mater Pierina wandelte munter auf dem Weg, den der heilige Silvester ihr gezeigt hatte, und ihr Verlangen nach Sühne wuchs.
Am 10. Juli 1941 sprach Jesus zu ihr:
"Willst Du teilnehmen an meiner Todesangst in Gethsemani für die Sünden der Menschen, die mir lieb sind, und für die Abweisungen, die ich von so vielen gottgeweihten Seelen erhalte?"
Ja, Jesus, antwortete ich, und im gleichen Augenblick wurde ich von solcher Traurigkeit, von solchem Ekel und inneren Leiden bedrückt, dass nur die Gnade mir die Kraft gab, es zu ertragen.
Am 15. Juli 1941 schrieb sie in ihr Tagebuch:
"Heute beginnen die Exerzitien, doch ich kann leider nicht teilnehmen. Hoffentlich kommt Licht in die Seelen. Immer mehr will ich mich zu Gott erheben. Ich will Dein sein Jesus, trotz aller Leiden, die Du mir gibst. Ich will Dein sein Jesus, trotz all meiner Unwürdigkeit. Ich will Dein sein Jesus, trotz aller Hindernisse!"
Heute hat der Pater über die Berufungen gesprochen und über die Güte und Liebe Gottes. Da denke ich gleich an meine Erstkommunion, da hätte ich hundert Leben haben mögen, um sie ihm alle zu weihen! Ich will Jesus nichts verweigern, koste es was es wolle. Jesus hat mich zur Totalität berufen!
Darum muss ich in ständiger Vereinigung mit ihm leben. Die Betrachtung gibt mir immer neuen Schwung für meine Nachfolge. Tiefe Dankbarkeit durchströmt mich.
Was soll ich noch tun? Ihm will ich noch besser erkennen und ihm alles schenken. Die Heiligen sind Kelche der Erkenntnis, und dann verwandeln sie sich in Kelche der Liebe!
20. Juli 1941:
Heute kroch der Feind während der Nachmittagsbetrachtung unter den Stuhl durch und ließ ihn zweimal herunterfallen! Er schnaubte und fluchte gegen den Herrn Pater!
Maria Pierina verbarg schweigend die Prüfungen, denen sie ausgesetzt war.
Mater Pierina liebte den Gehorsam und litt unter Unpünktlichkeit! Sie sagte zu ihren Töchtern:
"Welch ein Verlust sind die Verspätungen. Auch gibt man Jesus nicht das Allerbeste. Wie sehr missfallen ihm diese Verfehlungen! Es ist ein Mangel an Aufmerksamkeit! Der wahrhafte Gehorsam hat keine Ausreden. Der Gehorsam hat immer den Sieg. Nichts ist dem unmöglich, der gehorcht. Jesus vollbringt Wunder zugunsten des Gehorsamen."
Als Oberin ging sie ihren Töchtern immer mit gutem Beispiel voran. In allem, was sie selbst betraf, richtete sie sich nach ihrem Seelenführer. Sie hatte sich immer völlig in der Hand und achtete auf die kleinen Gelegenheiten sich dem Willen anderer zu unterwerfen. Bei hohen Festen half sie selber die Kirche zu schmücken. Brauchte man Blumen, ging sie selber einkaufen, um die richtige Farbe zu wählen: Rot zu Ehren des Hl. Antlitzes, weiß für die Gottesmutter.
Mit welcher Liebe umsorgte Mater Pierina die Kranken! Häufig besuchte sie sie und betätigte sich auch als Pflegerin!
Sie sprach auch zu den Kranken über den Wert des Leidens und dass sie das Leiden für die Rettung der Seelen aufopfern können! Manchmal sah man die Mutter weinen, wenn sie von den Sündern sprach. Sie wollte ihnen helfen und dürstete nach Opfern!
Das gefiel dem Feind nicht, und er bereitete ihr viele Schmerzen. Einmal hatte er sie gegen die Wand geschleudert, dass sie nicht aufstehen konnte vor Schmerzen. Erst als man ihr ein Bild des Hl. Silvester brachte, dass sie sich aufs Herz legte, konnte ihr leicht aufgeholfen werden.
In ihrem Tagebuch gestand sie am 28. Mai 1942:
"Jesus alles für Dich und für die Seelen! Der Feind wollte sich wohl rächen, weil ich im Gehorsam ruhen musste, so versuchte er mich morgens ziemlich stark zu stören, aber mit dem Wort des Paters kam die Ruhe!"
Die Leiden, die der Feind Mater Pierina zufügte, riefen manchmal sogar Blutstürze hervor! Trotz all der Leiden schrieb sie am 28. August 1942:
Danke Jesus! Es lebe das Kreuz!
Lass mich leiden Jesus, ich flehe Dich an!
Leiden aus Liebe zu Dir, welch süßer Wunsch!
An das Kreuzesholz binde mich Deine liebe Hand,
dort will ich weilen, bis im Himmel Du mein!
Lächelnd will ich leiden mit dem Blick auf das Heilige!
Heitern Angesichts die Qual meines Herzens tragen!
Niemand neige sich zu mir; niemand höre mein Schreien,
als Du allein mein angebeteter Heiland!
Leiden will ich, damit die göttliche Flamme
alles verzehre, was unrein und Dir nicht gefällig!
Was in Deinen geliebten Augen ein Schatten
und was die Seele vom Flug der Liebe zurückhält!
Leiden will ich, still an Deinem Herzen,
wenn die Qual sich verstärkt und harter Kampf mir bevorsteht!
An Deines Herzens göttlicher Kraft, trink ich die Kraft,
welche die Seele erhebt und sie zum Siege führt!
Leiden will ich, dass die Himmelsbewohner mich darum beneiden,
und dass die Seraphim selbst heilige Eifersucht packt!
Königin will ich sein und die Krone von Dornen tragen,
die Du selbst einst, o göttlicher Märtyrer, trugst!
Manche Leiden hatten eben einen übernatürlichen Ursprung, und die Ärzte konnten nicht helfen, während der Segen des Paters sofort Linderung brachte!
Dies alles aber wollte sie der Kommunität verschweigen und in Stille ihre Leiden tragen!
Doch sagte sie zu ihren Töchtern:
"Beginnt vom ersten Glockenzeichen am Morgen bis zum Abend eure Sinne zu bewachen und den Willen in Unterwerfung zu halten, und ihr werdet sehen, wie viel Gelegenheit zur Abtötung ihr habt!"
Die Mutter war immer bereit für schwere Arbeit und konnte ihre Töchter nicht überanstrengt sehen, ohne ihnen zu helfen.
Einmal half sie sogar bis Mitternacht Holz zu hacken!
Auch wenn die Lebensmittel oft knapp waren, beklagte sie sich nicht und sagte: "Derr Herr wird uns trotzdem erhalten, denn ihm mangeln die Mittel ja nicht!"
Täglich dachte sie auch an ihre Schwestern im Norden Italiens und schrieb ihnen Briefe voll Liebe und Vertrauen!
Bei all den äußeren Sorgen gingen auch die Martern durch den bösen Feind weiter, der manchmal die Schwestern erschreckte, um Mater Pierina dadurch noch mehr zu treffen!
Am 26. Dezember schrieb sie:
"Es waren bittere Tage in der Vorbereitung auf Weihnachten, doch sie waren auch gesegnet, denn der Herr hat sie zugelassen. Der Feind griff mich auf jede Weise an, und es waren schreckliche Kämpfe und grauenvolle Nächte! Er quälte mich so sehr! Nur der Gehorsam gab mir Kraft und hielt mich aufrecht!"
31. Dezember 1942: "Seit mehreren Tagen bin ich in einem ständigen Todeskampf, doch ich nehme diesen Zustand an, damit Jesus in meiner Seele triumphieren möge!"
Sprung zum Anfang
Katechese 10:
Demütiges Opferleben
Das Herz von Mater Pierina war großes Leiden gewöhnt.
Jeden Charakter könne man durch die Demut besiegen, so sagte sie immer wieder.
Sie liebte ihre Schülerinnen und machte auch Einkehrtage für sie. Sie betete und opferte viel für den Erfolg der Einkehrtage.
12. Februar 1943:
"Heute Nacht habe ich schreckliche Stunden durchgemacht. Seelen, Seelen, die mir nahe sind, für sie will ich Sühne leisten und für die Sünder der ganzen Welt."
16. Februar 1943:
"Wenn ich nur an die Leiden der heutigen Nacht denke, wird mir ganz kalt! Der böse Feind packte mich bei der Zunge, als wollte er sie mir ausreißen. Ich opferte alles auf, für die mit der Zunge begangenen Sünden, für meine und die der ganzen Welt. Täglich bitte ich die Gottesmutter um die Gnade, für meine Hingabe, um den Willen Gottes vollkommen erfüllen zu können. Doch dazu kommt noch die Verlassenheit…!"
21. Februar 1943:
"Wie einsam fühle ich mich! Es scheint mir als stürze ich in einen Abgrund. Ich brauche Mut und Vertrauen!
Der Hl. Bernhard sagt: Jede Minute ist uns geschenkt um Buße zu tun, um Verzeihung zu erlangen, um unsere Gnade zu vermehren und um die ewige Herrlichkeit zu verdienen."
28. Februar 1943:
"Heute beginnt die Novene zum Hl. Antlitz, doch ich fühle nur innere Verlassenheit, Bitterkeit, Schwachheit und doch möchte ich Jesus nichts verweigern, ich möchte ihn trösten!
Auch wenn mein Herz blutet, so ist es noch besser, soll die Natur nur schreien, hat etwa das Herz Jesu nicht auch geblutet für die Sünden der Menschheit?"
2. März 1943:
"Heute als ich Jesus im Ölgarten betrachtete, hatte ich einen tiefen Schmerz, mein Schweiß rann auf den Boden!"
3. März 1943:
"Ich wollte in die Kapelle gehen, doch der böse Feind warf mich die Treppe hinunter! Zum Glück konnte ich wieder aufstehen und in die Kapelle gehen."
Ich betrachtete Jesus mit Dornen gekrönt, da sprach er zu mir:
"Willst Du ein wenig an meinen Schmerzen teilnehmen, um die Sünden des Stolzes der geweihten Seelen zu sühnen? Wenn Du wüsstest wie viele das sind und wie sehr sie mich verwunden!"
Ich antwortete; "Ja, Herr, ich will, was Du willst!"
4. März 1943:
"Als ich schlafen ging, warf mich der böse Feind aus dem Bett und bereitete mir schreckliche Stunden. Wehe, wenn nicht der Gedanke an die Seelen wäre, die es zu retten gibt…"
7. März 1943:
"Eine schreckliche Nacht… Mein Jesus erbarme Dich meiner! Maria, meine liebe Mutter, hilf mir. Hl. Silvester, steh mir bei!"
Kampf und Sieg wechselnden sich ab bei Mater Pierina!
In der Kapelle zum Hl. Antlitz fand sie den Blick Jesu, der sie mit unendlicher Liebe anblickte. Wie viel Kraft und Mut gibt so ein Blick!
Am nächsten Tag begab sie sich in Privataudienz zum Hl. Vater und kehrte beglückt zurück. Sie hatte den Befehl der Gottesmutter entsprochen, der das Fest des göttlichen Antlitzes am Herzen lag.
"Ich legte den kurzen Wunsch des Heilandes dar, dass sein Hl. Antlitz geehrt werde, und die Notwendigkeit, den Seelen in diesen traurigen Zeiten durch diese Andacht ein wundervolles Mittel zu geben, um den Schmerz zu heiligen und den Glauben in den Herzen triumphieren zu lassen.
Ich legte auch den Gedanken dar, die Verehrung zu verbreiten und bat dazu um einen besonderen Segen.
Wegen des Festes am Dienstag nach Quinquagesima sprach der Hl. Vater: "Nur langsam, nur langsam…"
Mater Pierina stand auch in vertrautem Verkehr mit den Heiligen. Eine Schwester, die ihr ihre Schmerzen klagte empfahl sie zum Hl. Silvester zu beten, und auch sie betete sofort zu ihm. Es war die beste Medizin, denn die Schmerzen verschwanden sofort und für immer!
Bei einer anderen Schwester empfahl sie zum Hl. Josef zu beten, und es gab sofort den gleichen Erfolg!
Bei einer Predigt, die Pater Gregori den Töchtern hielt, sprach er von den vielen Gnaden, die in jenen Kriegszeiten durch die Medaille des Hl. Antlitzes erlangt wurden und wie sich die Medaille zu Tausenden bei den Soldaten wie bei den Zivilisten verbreitete.
Mater Pierina aber wollte nicht damit in Zusammenhang gebracht werden. Ihre Demut war außerordentlich!
Nachts schlief sie auf der hölzernen Badematte, um sich abzutöten. Der Teufel konnte sie nicht in die Eitelkeit bringen!
Im Sommer 1943 war die Mutter wieder in Mailand. Welch ein Gräuel in den Straßen der Stadt! Wie erschütternd war es die Zerstörung und die Brände zu sehen.
12. August 1943:
"Jesus, hab Erbarmen mit uns! Welch eine Nacht des Schreckens! Wellen von Flugzeugen stören den Frieden der Berge und künden neue Katastrophen an. Tatsächlich spricht das Radio von den Bombenangriffen auf Mailand und Rom.
Das Herz zieht sich mir zusammen, ich kann nur Akte der Hingabe machen. Jesus beschütze und bewahre die ganze Welt!"
4. September 1943:
"Heute Nacht dachte ich in der Kapelle wieder an das, was der Pater uns gesagt hatte, dass nämlich unter der Menge, die den Sühneandachten beiwohnte, nur sechs oder sieben wirkliche Sühneseelen sind. Da empfand ich großen Schmerz und sagte zum Heiland: "Ich will eine sein!"
Da erschien er mir mit unendlicher Zärtlichkeit und sagte:
"Du bist eine!"
Darauf sagte ich, es könne nicht Jesus sein, denn das sei doch nicht wahr, ich sei ja so untreu und sündhaft! Da antwortete er mir:
"Widersprich nicht, es ist nicht Dein Verdienst, glaube es, weil ich es Dir sage!"
Da verlor ich mich in ihm und nahm an seinen Schmerzen teil…"
Gegen Ende September kam ihr die Erinnerung an ihre verehrte geistliche Mutter, die sie auf den Weg der Sühne gebracht hatte. Am Vorabend des Todestages schrieb sie:
27. September 1943:
"Todestag meiner heiligmäßigen Mutter Maria Stanislaa. Wie viel verdanke ich meiner Mutter, die mich ins Ordensleben eingeführt hat und zur Tugend angeleitet hat, die mit mir kämpfte und litt! Leider bin ich noch weit entfernt es ihr nachzutun!
Ich fühle, dass Jesus eine innigere, tiefere Vereinigung von mir will. Keine Angst, sondern tiefe Vertrautheit mit ihm, der mein alles ist!
Mit der Gnade Gottes will ich immer beten und dafür sorgen, dass meine ganze Arbeit zum Gebet wird. Beten und wachen will ich, damit die Lauheit nicht Eingang findet. Jesus hilf meiner Schwäche! Meine unbefleckte Mutter halte mich bei dir. Hl. Silvester schütze mich vor dem Feind!"
Am Fest des Hl. Stanislaus: "Wie viele Erinnerungen! Welch eine Veränderung in meiner Seele! Damals wurde ich von außerordentlicher Inbrunst getragen… jetzt bin ich in außerordentlicher Trostlosigkeit!"
Das Geheimnis vieler Leiden enthüllte sie uns im himmlischen Gespräch mit dem Hl. Silvester.
27. November 1943:
"Gestern am Festtag meines lieben Vaters, des Hl. Silvesters, war ich den ganzen Tag in seiner Gesellschaft… Die Nacht davor aber war eine der schrecklichsten! Die Dämonen - denn es waren viele - quälten mich auf jede Weise und drohten, mich umzubringen, wenn ich nicht schwöre, alle meine religiösen Übungen aufzugeben und mich nicht mehr vom Pater leiten zu lassen! Endlich gegen drei Uhr morgens kam mein Vater, der Hl. Silvester, und befreite mich. Ich fragte ihn: "Vater, warum bist Du so lange nicht gekommen?" Er antwortete: "Tochter, ich hatte zwei hartnäckige Seelen auf den rechten Weg zu bringen, gottgeweihte Seelen! Gott wollte sie unbedingt, darum waren Deine Leiden so lang!"
Sprung zum Anfang
Katechese 11:
Die Verborgenheit der Heiligen
Infolge des Kriegsgeschehens hieß es in Rom, die Gegend von Ostia sei bedroht. So verlegte sie ihre Wohnung. Bei dem Möbeltransport kam eine Medaille vom Hl. Antlitz zum Vorschein. Mater Pierina gab sie dem Möbelträger mit den Worten: "Nehmen Sie sie nur. Sie ist wundertätig. Tragen Sie sie immer bei sich!"
In einem Brief nach Mailand erklärte sie die Gründe der Übersiedelung.
27. März 1944:
"Sehr bittere Tage haben wir durchgestanden, aber Gott hat uns beschützt und uns so viele Gefahren unverletzt überstehen lassen. Seit einigen Tagen haben wir Ruhe. Es heißt die Stadt wird von Bomben verschont werden. Legen wir uns ganz in Gottes Hand!
Man glaubt, es wird eine Hungersnot kommen, da die Stadt Rom von Bombenkrieg umringt ist, nichts kommt herein. Wir haben jetzt schon nur mehr 100g Brot pro Kopf am Tag und alles andere ist auch sehr knapp. Wir haben noch einen kleinen Vorrat, doch der ist auch bald zu Ende! Auf jeden Fall, wird der Herr für uns sorgen! Werden wir heilig meine Töchter, das ist das einzig Notwendige! Alles vergeht, nur Gott bleibt!
Möge das Osterfest Euch große Gnaden bringen, deren Kostbarkeit Ihr erst im Himmel erkennen werdet. Meine Töchter, achten wir darauf unsere Berufung zu bewahren, indem wir sie durch Gebet und Entsagung pflegen. Ein größeres Geschenk gibt es nicht auf Erden und keinen schöneren Lohn im Himmel!
Wie viele Kämpfe, wie viele Schmerzen, wie viele Ängste, doch Gott hat uns bewahrt und beschützt. Rund um uns ist der Bombenkrieg - Zerstörung und Tod! Die Kinder der Schule sind evakuiert und auf wenige Stunden beschränkt. Der Herr verschaffte uns eine Wohnung, die sich für unsere Zwecke eignet! Die traurigen Zeiten lassen uns keine Sicherheit. So ist es gut Räumlichkeiten zu haben, die sicherer sind vor diesen vielen Gefahren."
Wir haben wieder einen Einkehrtag gehalten, an dem der Pater gesagt hat: "Vollbringt die Werke des Herrn. Es ist gut sein Leben oft zu betrachten, uns mit ihm zu vereinen, ihn besser zu erkennen und ihm nachzufolgen. Aus der mangelnden Betrachtung kommt der Mangel an Treue, das Erkalten und oft auch der verhängnisvolle Fall in die Sünde! Äußeres Schweigen und inneres Schweigen sind wichtig, um die Eigenliebe, das Murren und die eitlen Gedanken zum Schweigen zu bringen. Auch im Gebet und in der Arbeit sollen wir immer in der Sammlung bleiben."
Die Leiden Mater Pierinas verdoppelten sich. Die Dämonen stürzten sich auf sie, sie litt unsäglich.
Am 4. April 1944 schrieb sie:
"Eine entsetzliche Nacht. Die Dämonen waren sehr zahlreich und sprachen davon mich zu verderben. Sie zeigten sich unter den widerlichsten Gestalten, zerrten mich aus dem Bett und schlugen mich sehr. Jesus, Maria, steht mir bei!"
7. April 1944:
"Als ich heute Nacht die Worte erwog, die der Pater am Gründonnerstag bei der Kommunion gesagt hatte - das Äußerste an Macht, das Äußerste an Liebe - sah ich Jesus beim Einsetzen des Allerheiligsten Altarssakramentes und verlor mich in die Liebe. Dann teilte Jesus seinen Schmerz mit mir und sagte:
"Wie viele unwürdige Kommunionen! Noch viel mehr Kommunionen ohne Liebe - und darum ohne Furcht!"
Das wiederholte er dreimal!
"Jesus", sagte ich: "Ich möchte Dich lieben und Dir gefallen, aber ich kann es nicht, und doch möchte ich Dich so sehr lieben!"
"Das genügt mir!", antwortete er mir und ließ das Paradies in meiner Seele zurück!"
8. April 1944:
"In dieser Entrückung der Liebe fühlt die Seele sich nicht mehr auf Erden und erwirbt die Kraft zu leiden und zu kämpfen. Um wie viel stärker spüren wir nach solchen Gnaden unser Elend und unsere Ohnmacht, wenn Gott nicht in uns wirkt!"
16. April 1944:
"Welch angstvolle Tage durchlebe ich. Der Gedanke, verdammt zu sein, quält mich sehr. Wehe wenn ich im Augenblick der Kommunion nicht den Gehorsam hätte, der mich aufrechterhält!"
Und dann erfahren wir den Grund dieser Kämpfe:
30. April 1944:
"In einem Augenblick der Qual erschien mir mein Vater, der Hl. Silvester. "Willst Du den Grund für Deine Kämpfe sehen?"
Und da sah ich sogleich in einer großen Pfütze, schmutzige und mit Kot bedeckte Menschen. Die Gottesmutter nahm sie heraus und tauchte sie in eine Quelle reinsten Wassers.
"Das ist der Grund für Deine Leiden, sagte er. Du bist auf dem Weg, den ich Dir am Tag Deiner Heilung in der Einsiedelei zeigte. Der Weg ist noch lange und schwer, aber sei beruhigt, ich verlasse Dich nicht!"
Dann beteten wir noch gemeinsam, und er ließ mich zurück mit großer Kraft zum Leiden."
Bei all den Leiden und den vielen Arbeiten hatte Mater Pierina aber noch etwas zu tun, nämlich ihr Tagebuch zu führen, was ihr viel Kraft kostete!
Pater Gregori hatte es ihr aufgetragen, und sie gehorchte trotz ihres Widerwillens.
17. 6. 1944:
"Schon lange schreibe ich nichts mehr, warum? Ich weiß es nicht. Verwirrung, Aufregungen, die Dinge, die täglich an mich herantreten. Kämpfe, Schmerzen, Versuchungen, Angriffe, Ängste - alles ist viel…
Letzte Nacht hatte ich wieder starke Angriffe, mein Gott, ich kann es nur aushalten, weil Du mich stützt.
Nach dem Herz-Jesu Fest, wo ich wieder viele Kämpfe ausgestanden habe, zeigte mir Jesus sein Herz und meines in seinem, entrückte mich ganz, und in dieser Verzückung verging die Nacht."
30. 6. 1944:
"Aus Liebe sterben, - Jesus Du weißt alles, was sich Deine Maria Pierina wünscht!"
Sie hatte eine große Verehrung für die Schutzengel, diese Andacht ist von der Ordensregel, aber auch von der Überlieferung empfohlen.
2. 10. 1944:
"Welch ein Trost ist der Gedanke, dass mein guter Engel mir immer nahe ist. Als der Pater heute zelebrierte, sah ich seinen Schutzengel immer neben ihm. Er war von außerordentlicher Schönheit und von großem Glanz. Ich bat ihn, den Pater niemals zu verlassen."
Die Mutter hatte nie auch nur den Schatten einer Sünde gegen die Reinheit gekannt. Einer Schwester, die ihr eine Versuchung in diesem Punkt anvertraute, versprach sie Gebete und Bußwerke. Als sie sah, dass diese Seele immer noch gequält war, sagte sie zu ihr:
"Meine Tochter, ich habe so viele Versuchungen jeder Art erfahren und erfahre sie immer noch, nur diese nicht. Ich habe den Herrn gebeten, sie mir zu geben, damit sie frei werden, aber er erhört mich nicht!"
Allerdings verlangte Jesus von ihr viel Sühne für diese Sünden:
5. 10. 1944:
"Während ich heute in der Kapelle betete, erschien mir Jesus blutüberströmt und sagte zu mir:
"Liebe Tochter, zu zahlreich sind die Sünden der Unkeuschheit, die in dieser Stadt begangen werden, aber echte Sühneseelen gibt es wenig; tröste wenigstens Du mich!"
Darauf kam der Teufel und prügelte mich, und ich blieb bis ein Uhr nachts mit dem Kopf auf dem Boden unter einer drückenden Last, sodass ich mich nicht rühren konnte…
O Jesus, was kann ich schwaches Geschöpf tun? Nimm mich hin wie ich bin und tu mit mir was Du willst!"
Das Leben der Mutter war tief und offenbarte sich in einer immer heldenhafteren Übung der Tugend!
4. Februar 1945:
"Höchster Großmut - keine Klage!"
Am 13. 2. 1945 fühlte sie eine große Sehnsucht zu leiden und das Herz Jesu zu trösten.
Das Fest des Hl. Antlitzes (das letzte, das sie erlebte) brachte ihr viel innere Freude!
14. Februar 1945:
"Der gestrige Tag brachte eine innige Vereinigung. Ich hätte gewünscht, dass die ganze Welt das Fest des Hl. Antlitzes feiern möge! Könnte ich es wenigstens ehren für alle, die es nicht ehren!
Sprung zum Anfang
Katechese 12:
Die letzten Bitten der Liebe
In der Passionswoche verschlimmerte sich der Zustand der Schwester Maria Emilia. Die Mutter wachte auch des Nachts bei ihr und sparte keine Mühe.
26. März 1945:
"Ich bin in der größten inneren Verlassenheit, doch "FIAT".
Wenn ich nur Gott nicht beleidige!
Sr. Emilia ist sehr krank und ich glaube, sie ist bereit und sehnt sich nach dem Himmel.
Werde auch ich diese Ruhe haben? Genug, genug. Jesus ich überlasse mich Dir!"
Am Gründonnerstag schrieb sie:
"Ich habe die Nacht am Bett meiner lieben Schwester Emilia verbracht. Sie sehnt sich nur nach dem Himmel. All dem stehe ich gegenüber, als wäre ich eine Atheistin!
Ich leide und kämpfe… Mich quälen grausame Zweifel an meinem Heil. Ich bin wie Eis und voll Entsetzen!
Ich verstehe gar nichts mehr! O Qual…"
Die Mutter hatte immer gehofft, keine ihrer Töchter sterben zu sehen, doch auch das verlangte Gott von ihr! Die ganze Nacht war sie am Bett ihrer Tochter und litt mit ihr. Man nannte sie die Märtyrerin des Krankenhauses.
31. März 1945:
"Während die Osterglocken läuteten, flog Schwester Emilia ins Paradies. Bete für mich meine Tochter, denn jetzt siehst Du ja, wie viel Deine Mutter zu leiden hat."
21. April 1945:
"Meine Seele ist wie verirrt, sie möchte Gott anhangen und flieht ihn, sie möchte sich helfen, indem sie an den Glauben denkt, erfährt dabei aber nur Dunkelheit! Sie möchte Jesus etwas schenken und findet nur Elend! Alle Heiligen, steht mir bei, Jesus soll mit mir zufrieden sein, koste es was es wolle!"
Menschen, denen sie Wohltaten erwies, verleumdeten sie nur! Sie aber zeigte großes Wohlwollen gegenüber diesen undankbaren Menschen.
Sie führte die Schwestern auf einen Ausflug zum Monte Mario. Wie schön war es in der grünen Natur und im Hintergrund den hellen Morgenhimmel zu sehen.
Oft sagte sie zu ihren Töchtern: "Wie notwendig ist es für die Priester zu beten! Betet, betet viel. Wenn die Priester heilig sind, ist es auch die Bevölkerung!"
Auch äußerlich hatte Mutter Pierina eine ganz große Achtung vor den Priestern.
Als sie eines Tages auf der Straße einem Priester begegnete, neigte sie ehrfurchtsvoll das Haupt und sagte zu der Schwester, die sie begleitete: "Wenn ich einen Priester sehe, erblicke ich das Antlitz Christi!"
Die Tatsache, dass sie das Antlitz Christi schon öfter in Ekstasen gesehen hatte, war für ihre Töchter ganz natürlich!
Eines Tages hörte sie einen Priester sagen: "Was wollen Sie, man gewöhnt sich daran!" Das klang so, als wäre der Priesterberuf ein Handwerk.
Mehrere Tage war Mater Pierina darüber sehr traurig. Unter Tränen erzählte sie es dann der Oberin. Diese sagte; "Sehen sie, wie notwendig die Sühne für die Priester ist?!"
Mater Pierina sehnte sich nach der vollkommenen Hingabe zum Heil der Seelen. Sie hätte gerne die ganze Welt zu Jesus Christus bekehrt. Den Kindern, die der Obhut der Schwestern anvertraut waren, sagte sie: "Die Missionare, die mit Hilfe Eurer Almosen ausziehen, um viele Seelen zu retten, werden zum Teil Eure Schuldner sein, weil ihr sie unterstützt habt. Wer eine Seele rettet, sichert sich sein eigenes Heil!"
28. April 1945:
"Jesus, desto mehr ich ihn lieben möchte, desto ferner fühle ich mich von ihm, und doch will ich nichts als ihn, mein ALLES! Ich bin untröstlich, die Welt ist so schlecht, Jesus, Seelen, Seelen retten!"
1. Mai 1945:
"Ich will mein Bestes tun, um meine himmlische Mutter zu ehren und mich in Sammlung und Gebet auf die Herabkunft des Hl. Geistes vorbereiten. Aus dem Geist leben heißt, die Nachfolge des göttlichen Meisters leben. Darum will ich ihn ständig betrachten und mein Verhalten mit ihm vergleichen…
Alles vermag ich in ihm, der mich stärkt…"
15. Mai 1945:
"Eine Nacht voll Qualen, der Feind lässt mir keine Ruhe! Ich bin ohne Trost…"
23. Mai 1945:
"Todesangst und Unannehmlichkeiten, alles geht daneben. Ich fühle mich entmutigt, aber ich zwinge mich, mein Herz in beide Hände zu nehmen und es hoch zu werfen."
24. Mai 1945:
"Schlag nur fest zu, mein Jesus, schlag fest. Ich bin völlig entkräftet, so ist es sehr gut… Ich bekomme keine Luft mehr, aber es ist besser so…"
27. Mai 1945:
"Ich kann nicht mehr…"
Das ist das letzte Wort des Tagebuches!
Einmal besuchte sie ihre Töchter noch in Mailand. Es war eine wunderbare Begegnung, und die Töchter wünschten sich, dass der Tag nie enden würde. Die Reise war eine große Anstrengung für die Mutter.
Am nächsten Tag ging sie viele Male weg trotz ihrer vielen Beschwerden und versuchte Medizin für ihre Kranken zu erhalten, da es in Rom keine gab.
Sie besuchte auch ihren Priesterbruder, es sollte das letzte Mal sein, und sie wagte es nicht für ihn um etwas zu bitten.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie einen Koffer für ihn gerichtet sah und rief aus:
"Was ihr für den Priester tut, das tut ihr für Gott!"
Am 6. Juli begannen die Exerzitien, Mater Pierina übernahm das Amt der Köchin. Doch bereits am dritten Tag musste sie sich mit hohem Fieber zu Bett begeben. Der Arzt erklärte, es sei Typhus. Die Behandlung erfolgte dementsprechend, doch das Fieber hielt an. Sie litt sehr unter Durst und konnte kaum ein Wort hervorbringen.
Eines Nachmittages bemerkte sie nicht, dass die Oberin in ihrem Zimmer war und rief laut: "Jesus, Du weißt wie viel es mich kostet!" Danach betete sie ein Ave Maria. Dieses Gebet war so innbrünstig, dass es die Oberin ein Leben lang nicht vergessen konnte.
Der 15. Juli war der Tag für die Novizinnen um ihre Profess abzulegen. Dieses Mal konnte die Mutter nicht in die Kirche mitkommen. Bei so einem Anlass hatte sie immer gesagt: "Jesus, ich freue mich so sehr, Dir Seelen übergeben zu können!" Traurig blieb sie im Bett und opferte alle Schmerzen für die Novizinnen auf.
Von Zeit zu Zeit hob die Mutter ihren Blick zum Bild vom Heiligen Antlitz und rief: "Barmherzigkeit für alle, o Jesus!"
Am 21. Juli 1945 verschlimmerte sich ihr Zustand. Gegen sechs Uhr abends empfing sie die Hl. Krankensalbung.
Am 25. Juli, um drei Uhr nachmittags, machte sie der Oberin ein Zeichen sich zu nähern. Als diese sich niederbeugte, umarmte sie Mater Pierina ganz fest.
In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli war die Kommunität um die sterbende Mutter Pierina versammelt. Aus jedem Herzen erhob sich ein Flehen zum Hl. Antlitz, diese wunderbare Blume doch noch leben zu lassen. Als die Oberin sie ansprach, erwachte sie und sah alle der Reihe nach an und sprach: "Auf Wiedersehen dort oben!"
Dann richtete sie ihren Blick ganz fest auf das Bild vom Hl. Antlitz und verstarb.
Als die Schwestern ihre Leiche herrichteten, verspürten sie einen angenehmen Duft!
Die Leiche blieb vom 26. bis zum 29. aufgebahrt, doch es verbreitete sich kein unangenehmer Geruch!
Viele Leute kamen, um sich zu verabschieden, aber auch um die Antlitzmedaillen mitzunehmen, die rund um die Mutter ausgestreut waren.
Das Begräbnis war ganz schlicht, wie das Leben der Verstorbenen. Vier weißgekleidete Mädchen trugen den Sarg der Mutter, die nun zum letzten Mal den steilen Hügel hinanstieg. Eines der Mädchen sollte sich am nächsten Tag einer Halsoperation unterziehen. Sie kam auf die Idee sich der Verstorbenen anzuempfehlen, und siehe da, am nächsten Tag war sie geheilt!
Eine neue Postulantin sprach zu den Schwestern in Rom von der Entstehung der Antlitzverehrung und der Medaille, von der sie von ihrem Beichtvater an ihrem Geburtsort gehört hatte ehe sie in das Kloster eingetreten war. Nun war der Schleier gefallen!
So war das Geheimnis von Mutter Pierina endlich gelüftet.
Als der Pater Ildebrando die Nachricht von ihrem Tod brachte, erzählte er ihnen auch von dem heroischen Dulderleben der Mutter Pierina. Der Lastwagen, auf dem er gekommen war, blieb in einer einsamen Gegend im Schlamm stecken. Der Pater betete folgendes Gebet: "Herr, wenn Mater Pierina wirklich eine so große Seele ist, dann mach dass der Wagen weiter fährt!" Sogleich setzte sich der Wagen zur Verwunderung aller wieder in Bewegung.
Welch Leere hinterließ das Hinscheiden Mater Pierinas!
Man fühlte sich jedoch sicher, dass sie vom Himmel aus ihren verwaisten Töchtern beistand.
Kurz nach ihrem Heimgang verschlimmerte sich der Zustand einer Schwester, die an fortschreitender Arthritis litt. Da brachte ihr die Oberin eine Binde, die die Mutter Pierina benutzt hatte und sagte:
"Beginnen sie eine Novene, indem sie täglich drei Vaterunser, Gegrüßet seist du Maria und Ehre sei zum Heiligen Antlitz beten, auf die Fürsprache der Mutter Pierina.
Die Schwester begann die Novene, und schon am nächsten Tag konnte sie aufstehen! Die Schmerzen beruhigten sich nach und nach, und sie konnte ihre Arbeit als Küchenschwester wieder aufnehmen!
Möge das Beispiel Mater Pierinas in ihren Töchtern und in vielen anderen Seelen den Wunsch reifen lassen, Sühne zu leisten durch ein innerliches Leben in der Übung des Gehorsams, der Demut und des Opfers, zu ihrer eigenen Heiligung und zum Wohle aller Seelen!
Fördern wir die Verehrung des Heiligen Antlitzes und die Sühne und Opfer für die Rettung der Seelen!
In Dankbarkeit Sr. Christine vom Kreuz OCDS
Sprung zum Anfang
Zur Startseite
|
|